Werte und Unwerte
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Donnerstag, 01. Oktober 2015
Werte Gemeinschaft! Wir wiedervereinte Deutsche sind eine Wertegemeinschaft. Uns sind Werte noch was wert.
Aber manche Werte haben mittlerweile eine Halbwertszeit, die liegt unter der von Fleischwurst inmitten eines Labrador-Rudels.
Zu Viele aus der Nomenklatura des Landes sägen an der nach unten offenen Werteverfall-Skala. Beispiele gefällig?
1. Die Volkswagen-Macher. Die Wolfsburger Blechredner haben zugegeben, bei den Abgaswerten von Diesel-Fahrzeugen abgewertet zu haben (wobei man bei VW nicht erst seit Peter Hartz I bis IV weiß, dass der Begriff "Aus-Puff" für die Eliten durchaus einen Vergnügungswert an sich darstellt). Jedenfalls hätten die Daten aus der Schummel-Software das Zeug zum
"Unwert des Jahres".
2. Ursula von der Leyen. Sie soll an ihren Promotionswerten gedreht haben. Die Bundesselbstverteidigungsministerin habe demnach nicht bei den Abgasen getrickst, sondern den Abschreibungen.
3. Horst Seehofer. Bayerns Ministerpräsident sieht den Weißwurstzuzelwert gefährdet durch den Nährwert von (zu viel) Döner und Falafel. Horst, der Bürger-King aus Ingolstadt, will nun sogar Busladungen mit Flüchtlingen nach Berlin bringen und vor dem Kanzleramt auskippen - als Beleg für steigende Ausländerwerte und damit verbundene sinkende Beliebtheitswerte.
Einen Wert an sich haben für die Bundesbürger - jedenfalls laut Umfrage - Werte wie Ehrlichkeit, Fairness, Toleranz (früher hätte es schlicht Sitte, Anstand und Moral geheißen). Begriffe also, mit denen oben genannte Personen nicht sofort in Deckungsgleichheit zu bringen sind.
Das Gebaren der Handelnden geht in jedem der Fälle mit einem gewissen Wertverlust einher: Bei VW verhagelt es den Aktienwert, bei Uschi von der Leyen den Stellenwert. Und bei Seehofer? Gegenfrage: Hat die Diskussion zu seiner Politik überhaupt noch einen Wert?