Druckartikel: Wer soll das denn lesen können?

Wer soll das denn lesen können?


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Sonntag, 16. November 2014

Man ist so alt, wie man sich fühlt, heißt es oft. Nun, dieses Gefühl ist bei mir arg situationsabhängig. Meistens fühle ich mich ziemlich jung. Ausnahme: wenn ich Rechnungen überweise.
Symbolfoto: dpa/ Fredrik v. Erichsen


Das liegt nicht daran, dass mir wegen der zu zahlenden Summen graue Haare wachsen, sondern daran, dass ich immer öfter das starke Bedürfnis nach einer Lesebrille verspüre. Eine Lupe wäre noch besser.

Genau genommen sind aber nicht meine Augen das Problem. Die können nämlich alles auf der Rechnung auch unbebrillt prima lesen - nur die Kontodaten nicht.

Beim ersten Mal dachte ich noch: ein Einzelfall. Da hat jemand bei der Gestaltung seiner Rechnung nicht mitgedacht und so unauffällig wie möglich die wichtigsten Angaben am Seitenfuß platziert.

Dann habe ich allerdings festgestellt: Der Schwachsinn hat Methode. Es scheint einen deutschlandweiten Wettbewerb zu geben, wer es schafft, die winzigsten Buchstaben auf seine Rechnungsformulare zu drucken!

An alle, die dabei mitmachen, hier mein Appell: Leute, hier geht es nicht um Design, sondern um Funktion! Ihr wollt Geld von den Menschen und macht es

ihnen unendlich schwer, es zu bezahlen! Und durch die neue 22-stellige IBAN-Nummer ist das definitiv nicht einfacher geworden. Das Zahlenungetüm als lückenlose Kolonne zu präsentieren, ist neuer Bestandteil des Konzepts "Ärgere Deine Kunden".

In einer Zeit, in der Barrierefreiheit und Inklusion - zu Recht - überall gefordert werden, ist das ein Unding. Muss das so bleiben? Vielleicht hilft es, die Absender mit der Nase auf das Problem zu stoßen und ihnen ihre Rechnungen einmal vor die nämliche zu halten. Erste praktische Versuche sind durchaus Erfolg versprechend.