Druckartikel: Wer schreibt, der bleibt

Wer schreibt, der bleibt


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Freitag, 17. Oktober 2014

Schriftsteller Robert Gern hardt hat die Spruchweisheit aus der Überschrift mal mit dem Zusatz versehen: "Wer spricht, nicht." Vielleicht ist es die Furcht, in einer Zeit der Dauerplauderei an Tele-, Smart- und sonstigen Kako fonen der Vergänglichkeit des Schalls anheim zu fallen, die Verzweifelte in die Tätowier-Hallen treibt.
Symbolfoto: Marcel Kusch/dpa


Dort lassen sie sich dann unter Schmerzen Sätze in die menschliche Pergamenthaut einbrennen wie "Was Dich nicht umbringt, macht Dich stärker" oder "Kein Bedauern, nur Erinnerung". Das alles - natürlich - auf Englisch, damit das Banale der Hauch des Weltgewandten umfängt.

Jetzt gibt es ganz Findige, die ritzen sich die Banderolen-Weisheiten in die Schulter oder dahin, wo früher das sprachlose Arschgeweih prangte. Sie müssen die Beschriftung wenigstens nicht jeden Tag, immer und überall lesen; bei jeder Waschgelegenheit, bei jedem Kleiderwechsel. Irgendwann wird auch der cleverste Spruch zur Binse, und der Laser zu ihrer Entfernung steht vielleicht schon irgendwo in einer Praxis. Als teuerster Tintenkiller der Welt.

Insofern ließe sich die Thematik um den folgenden Satz erweitern: Wer kerbt, der erbt - und zwar Hautirritationen, die (k)ein Leben lang halten. Lesen bildet ... manchmal auch Blasen.