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Wer begeistert die Wähler bei der Podiumsdiskussion?


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Donnerstag, 06. Februar 2014

Die Stadtsteinacher Bürgermeister-Kandidaten Roland Wolfrum, Klaus Witzgall und Andy Sesselmann stellten sich bei der Podiumsdiskussion der Bayerischen Rundschau kritischen Fragen und lieferten sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Drei Kandidaten versuchten bei der Podiumsdiskussion im Schützenheim, die Stadtsteinacher von sich zu überzeugen. Fotos: Ronald Rinklef


Sie sind drei Musketiere, die in den vergangenen sechs Jahren Seite an Seite für die Interessen Stadtsteinachs gefochten haben. In den nächsten Wochen kämpft allerdings jeder für sich selbst - um den Chefsessel im Rathaus. Amtsinhaber Roland Wolfrum (SPD) möchte ihn behalten, die Stadträte Klaus Witzgall (CSU) und Andy Sesselmann (FW) wollen selbst Bürgermeister werden.

Entscheidungshilfe für die Wähler

Wer soll's machen? Eine Entscheidungshilfe gab den Wählern eine Podiumsdiskussion im mit rund 200 Gästen voll besetzten Schützenhaus, zu der die Bayerische Rundschau eingeladen hatte.

Redaktionsleiter Alexander Müller fühlte den Kandidaten auf den Zahn: Was möchten sie erreichen? Mit welchen Mitteln? Welche Ideen und Visionen haben sie für die Zukunft Stadtsteinachs?

Weit auseinander liegen die Vorstellungen der drei Bewerber ums höchste Ehrenamt der Gemeinde nicht. Die Unterschiede liegen im Detail, und die galt es, im Verlauf der Debatte herauszufinden. Alle Drei zeigten sich dabei fair und sachlich. Kleine verbale Seitenhiebe waren nicht mehr als ein freundschaftliches Necken, trugen aber durchaus zum Unterhaltungswert des Abends für das Publikum bei, das sich aus Anhängern aller politischen Lager und interessierten Beobachtern zusammensetzte. Umrahmt wurden die Rededuelle von der Original fränkischen Trachtenkapelle des Musikvereins Stadtsteinach, die zünftig aufspielte, für die Bewirtung sorgten die Schützen.

Runde eins zum Aufwärmen: Was schätzen die Gegner aneinander? Die Drei kennen sich gut und müssen nicht lang überlegen: Andy Sesselmann bescheinigt Klaus Witzgall, dass er immer gut vorbereitet in Gespräche geht und sachlich argumentiert, Witzgall lobt den amtierenden Bürgermeister Wolfrum für den offenen und ehrlichen Politikstil im Stadtrat während der vergangenen sechs Jahre. Und Wolfrum schätzt an Sesselmann seine konstruktive Arbeit im Stadtrat und lobt ausdrücklich: "Er macht eine tolle Arbeit als Jugendsprecher und in der Faschingsgesellschaft. Da ist er gut aufgehoben."

Dafür gibt's die ersten Lacher im Publikum. Als Vorentscheidung für die Sympathien ist das aber nicht zu werten. Der Abend ist noch lang - immerhin zweieinhalb Stunden wird diskutiert, die Einigkeit hat Grenzen.

Es gibt nicht viele Zankäpfel in Rathaus und Bevölkerung, aber einer davon wird gleich zum ersten großen Thema des Abends: der seit einer gefühlten Ewigkeit diskutierte Bau einer Ortsumgehung, für die nun das Planfeststellungsverfahren beginnen soll. Aber welche Variante soll es sein? Der große Wurf für Stadtsteinach und Zaubach, zwei getrennte Verfahren, eine Brücke in Zaubach oder drei?

Drei Kandidaten, zwei Meinungen

Für Roland Wolfrum ist die Sache klar: "Wenn wir in den nächsten zwei bis fünf Jahren Ergebnisse haben wollen, müssen wir die Planung jetzt in einem Zug durchziehen und Probleme auf dem Weg ausräumen." Wolle man Stadtsteinach und Zaubach getrennt behandeln, werde sich der Beginn der Maßnahme um Jahre verzögern: "Ich glaube nicht, dass eine andere Trassenführung möglich ist." Die Mehrheit des Stadtrats habe der Grundtrasse zugestimmt.

Klaus Witzgall dagegen meint: "Das Projekt ist ganz klar in zwei Teilen zu sehen. Für den Bereich Stadtsteinach sind wir uns alle einig, nur Zaubach ist kritisch." Gegen den Beschluss für die Trasse B werde sicher geklagt werden. "Wir haben da einen unauflösbaren Knoten: Die Zahl der Neubetroffenen ist genauso groß wie die der Alt-Entlasteten. Die werden nicht zustimmen." Außerdem sei in der Planung aktuell nur noch eine statt drei Brücken vorgesehen: "Das kann man nicht akzeptieren." Bei einer Trennung des Verfahrens könne man zumindest mit Stadtsteinach beginnen.

Andy Sesselmann sieht das Thema ähnlich wie Wolfrum und plädiert für den direktesten möglichen Weg: "Nichts aufschieben und aufteilen, Planungsreife für das Gesamtprojekt bekommen, Finanzierung sichern - und dann wird das Ding gebaut." Unverzichtbar ist für Sesselmann allerdings die Drei-Brücken-Variante.

Kontroverse Ansichten gibt es bei den Kandidaten auch im Bereich Wirtschaftspolitik und Schulstandort. Für den Wähler interessante Unterschiede sind jedoch nicht nur in Sachthemen zu finden, sondern auch in der Frage, wie die Kandidaten ihr Bürgermeisteramt ausüben möchten, sollten sie am 16. März gewählt werden.

Wieviel Zeit fordert das Amt?

Das Ehrenamt als solches und damit als Nebentätigkeit betrachten Klaus Witzgall ("Ich will mich nicht vom ehrenamtlichen Einkommen und von einer Wiederwahl abhängig machen") und Andy Sesselmann ("Ich muss nicht rund um die Uhr im Rathaus sein und kann meinen Job mit dem Bürgermeisteramt gut verbinden"). Amtsinhaber Wolfrum sieht dagegen die Aufgabe als Vollzeitjob, der ständige Präsenz erfordert: "Ich brauche keine beruflichen Vorkehrungen zu treffen. Ich bin einfach für euch da."