Wenn Theorie auf Praxis trifft
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Mittwoch, 09. Juli 2014
An der Staatlichen Fachschule für Bautechnik in Kulmbach gibt es das neue Fach "Projektarbeit". Eingebunden sind auch namhafte Firmen aus der Region, denn hier soll mehr Praxis in die Ausbildung kommen.
Projektarbeit heißt das neue Zauberwort am Schulstandort Kulmbach. In Zukunft sollen die Schüler der beiden Fachschulen für Bautechnik sowie für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik noch mehr Erfahrung in der Praxis sammeln. Projektarbeit wird zum Pflichtfach.
Um dieses Ziel zu verwirklichen, ist der Kontakt zu den Firmen nötig. Obwohl das neue Fach für die Drittsemester erst im nächsten Schuljahr verpflichtend ist, kamen bereits jetzt Vertreter der Unternehmen und Schüler zusammen. Schließlich müssen auch Themen gefunden werden.
"Wir wollen in der Schule die theoretischen Grundlagen schaffen, aber die künftigen Techniker sollen auch die Möglichkeit haben, ein Projekt in der Praxis zu begleiten. Sie sollen wissenschaftliches Arbeiten lernen und ihre Ergebnisse zum Abschluss auch präsentieren", so Silke Scheffold.
Bereits im vergangenen Jahr hat es an der Staatlichen Fachschule für Bautechnik derartige Projektarbeiten gegeben. So verglichen die Schüler beispielsweise Fertignasszellen mit konventionellen, setzten sich mit dem Trocknungsverhalten von Estricharten auseinander oder erstellten ein Merkblatt über Holzschädlinge. Jetzt geht das Fach in eine neue Runde - mit einigen Modifikationen. "Es geht darum, Schüler und Betriebe zusammenzubringen", erklärte Klassenleiter Christof Pöhlmann.
Die Projektarbeiten sollen spätestens im Oktober in Angriff genommen werden, den Schülern steht dazu jeweils der Freitagvormittag zur Verfügung. Bis Dezember sollen die künftigen Techniker eine erste Präsentation vorlegen. Dann folgt die Projektphase im Betrieb. Und vor Ostern - am 27. März - soll die Arbeit, die etwa 25 Seiten umfassen soll, fertig sein.
Beim ersten Kontakt mit Firmen aus der Region fanden sich gleich einige Interessenten. So war es für Simon Scheck (22) völlig klar, dass er sich mit Peter Dechant von der gleichnamigen Baufirma aus Weismain zusammensetzen möchte. "Ich habe schon fünf Jahre bei Dechant gelernt und möchte wieder zu dieser Firma", sagte Scheck. Ein Thema fanden er und Peter Dechant auf Anhieb. Der 22-Jährige möchte sich mit der Qualitätssicherung von Sichtbeton auseinandersetzen.
Auch Karin Stasch (43) hat einen Projektpartner aus der Wirtschaft gefunden: Architekt Harald Schramm. "Ich war schon in einem Architekturbüro und habe dort als Bauzeichnerin gearbeitet", sagt Stasch. Auch nach der Ausbildung zur Technikerin würde sie wieder gerne in den Bereich Planung und Konzeption tätig sein. Harald Schramm indes hatte den Schülern interessante und vielfältige Projekte zu bieten. So können sie Ideen für eine Baumaßnahme in der Nähe des Rathauses entwickeln und hierfür verschiedene Konzepte erstellen. "Oder die Schüler können eine museale Ausstellungshalle planen."
Bei den Projektarbeiten soll auch die Baugenossenschaft Kulmbach mit von der Partie sein. Außerdem bot Friedrich Lambrou von der Firma "Beton Hotline" aus Rödental/Thurnau Schützenhilfe an. Erich Hahn vom Planungsbüro IBP in Kulmbach ist ebenfalls mit vertreten. "Die Schüler können den Anbau einer Produktionsstätte planen", so Hahn.