Druckartikel: Wenn Kinder langsam sterben

Wenn Kinder langsam sterben


Autor: Katharina Müller-Sanke

Thurnau, Montag, 10. November 2014

Der Lionsclub Kulmbach-Plassenburg unterstützt mit 10.000 Euro das Kinderpalliativzentrum, das derzeit in München entsteht. Für Präsident Stephan Ringwald hat das Engagement einen privaten, traurigen Hintergrund.
Eine Erlanger Fachkrankenschwester vom Kinderpalliativteam mit einem Mädchen, das an einer seltenen Krankheit leidet. Foto: Archiv/dpa-Bildfunkv


Es ist mucksmäuschenstill im Kutschenhaus des Thurnauer Schlosses, als der Präsident des Lionsclubs Kulmbach-Plassenburg, Stephan Ringwald, die Geschichte aus seiner eigenen Familie erzählt. "Es war einmal ein kleines Mädchen, das gerade erst begonnen hatte zu laufen - es hatte Schmerzen am rechten Arm. Man dachte sich nicht viel dabei, schließlich stürzen Kinder in diesem Alter ab und zu. Doch es hörte nicht auf. Wenig später war klar: Es ist ein Tumor. Unheilbar. Meine Nichte starb mit zwei Jahren und fünf Monaten."

25 Jahre sind seit den schrecklichen Erlebnissen mit dem kleinen Mädchen vergangen. Doch der Schmerz steckt noch tief. Die geladenen Gäste fühlen mit.

Dass Kinder sterben, dass sie unheilbar krank sein können, ist schlimm genug.

Dass sie durch Intensivstationen geschleust werden müssen, statt im Kreise ihrer Familie zur Ruhe zu kommen, erscheint Stephan Ringwald und vielen anderen im Saal unerträglich. Eine professionelle Begleitung bis zum Tod hat es noch vor einigen Jahren überhaupt nicht gegeben. Der Lionsclub Kulmbach-Plassenburg hat daher beschlossen, sich im Bereich der Kinder-Palliativversorgung intensiv einzubringen.

600 Mädchen und Jungen erkranken pro Jahr in Bayern unheilbar schwer, so Thomas Barth, Vorsitzender des Fördervereins Kinderpalliativzentrum München. Das Zentrum, das derzeit an der Münchner Uniklinik entsteht, wird nun vom Lionsclub mit 10.000 Euro unterstützt. Doch das Zentrum sei keine Münchner Einrichtung, sondern eine bayerische, die in den ganzen Freistaat ausstrahle, betont Barth ausdrücklich.

In gewohnter Umgebung

Zahlreiche Teams sind in ganz Bayern stationiert, die den Kindern ein Sterben in gewohnter Umgebung ermöglichen und gleichzeitig die Familien entlasten. In München werden die Kinder in Akutsituationen für kurze Zeit aufgenommen und zum Beispiel neu eingestellt. Das Kinderpalliativzentrum soll Ende 2015 fertiggestellt sein. "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", so Thomas Barth, der auch Vorstandsvorsitzender der Eon Energie AG ist, "Kinder brauchen eine ganz andere Begleitung und mehr Zuwendung".

Zudem sei ein sterbendes Kind eine immense Herausforderung für die Eltern, die bis vor einigen Jahren noch überhaupt nicht erkannt worden sei. Heute bezahle sogar die Krankenversicherung die häusliche Betreuung und die Versorgung im entstehenden Zentrum.

"Unser Ziel ist es, den verbleibenden Tagen der Kinder mehr Leben zu geben und die Familien zu begleiten", ekrlärte Karin Seehofer, die Ehefrau des bayerischen Ministerpräsidenten und Schirmherrin des Fördervereins Kinderpalliativzentrum München.

An diesem Ziel will sich auch der Lionsclub Kulmbach-Plassenburg beteiligen. In Weiden und auch in Erlangen gibt es entsprechende Teams, die für sterbende Kinder in Oberfranken zuständig sind. Ihre Arbeit und die Ausbildung der Teams am Münchner Zentrum wird durch Spenden zum Beispiel des Lionsclubs finanziert.