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Wenn Kälteanlagenbauer ins Schwitzen kommen


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Mittwoch, 04. November 2015

Die Besten Kälteanlagenbauer aus ganz Deutschland müssen derzeit in der Ausbildungswerkstatt von Glen Dimplex beim Bundesleistungswettbewerb ihr Können zeigen. Nicht nur einer von ihnen hat Probleme mit seinem Projekt.
Der 20-jährige Esra Wirth lernt bei der Firma Kälte-Binder in Ansbach. Er hat sich für den Bundesleistungswettbewerb qualifiziert und kommt bei der umfangreichen Prüfungsaufgabe gut voran. Doch nicht bei allen Teilnehmern läuft es problemlos. Fotos: Sonja Adam


So still wie derzeit ist es in der Ausbildungswerkstatt von Glen Dimplex selten. Während normalerweise die Azubis auch einmal lachen, miteinander reden oder fachsimpeln, liegt spürbar Spannung im Raum. "Bei mir geht gar nichts", sagt Eugen Sell. Der junge Mann aus Bremsbüttel, sonst bei Fieles Dithmarscher Kältetechnik beschäftigt, wurde von der Handwerkskammer Flensburg nach Kulmbach geschickt, um den hohen Norden beim Bundesleistungswettbewerb für das Deutsche Kälteanlagenbauer-Handwerk zu vertreten.

Er ist einigermaßen verzweifelt. Denn schließlich wollte er sein Bestes geben - jetzt das. Helmut Lauterbach von Glen Dimplex eilt zu Hilfe, schaut dem Prüfling über die Schulter. Auch er ist ratlos. Und nicht nur bei Eugen Sell gibt es dieses Problem, sondern auch bei einigen anderen. Aber eben nicht bei allen. "Man hat vielleicht 40 relevante Parameter, die man einstellen muss, jetzt haben wir eine neue Software aufgespielt, da kann es schon mal zu Problemen kommen", sagt Lauterbach.

"Nein, es ist der Stecker, der ist falsch", hat inzwischen ein anderer Prüfer - Bodo Ahlers aus Oldenburg - herausgefunden. Entwarnung, jetzt können die Prüflinge weitermontieren.

Nur zehn Klima- und Kälteanlagentechniker haben die Qualifikation für den Bundeswettbewerb geschafft. Sie kommen aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, aus dem Saarland, aus Sachsen, aus Schleswig-Holstein und aus Thüringen. Martin Stingel aus Baden-Württemberg sitzt ganz still über den Prüfungsunterlagen und studiert Schaltpläne. "Andere sind schon weiter als ich. Naja, ich krieg' das schon noch hin. Normalerweise können wir schon solche Anlagen bauen - wir in Baden-Württemberg", sagt er kess.


Schwierige Aufgabe

Beim Bundeswettbewerb der Handwerksjugend geht es in diesem Jahr darum, ein eigenständiges Kälteaggreat zu realisieren. Dieses muss, wenn es fertig ist, nicht nur kühlen, sondern soll auch möglichst ohne Temperaturschwankungen arbeiten. Solche Aggregate werden beispielsweise in der Medizinbranche eingesetzt oder in der Lebensmittelbranche, bei sehr empfindlichen Lebensmitteln, die keinerlei Temperaturschwankungen vertragen.

Außerdem werden die Anschlüsse, die Sauberkeit der Lötstellen und andere Details von einer fünfköpfigen Jury bewertet. "Die Prüfungsanforderungen sind wesentlich umfangreicher als bei der Gesellenprüfung", sagt Helmut Lauterbach und schaut schon während der Arbeiten den Prüflingen immer wieder über die Schulter. Er war gleich Feuer und Flamme, als die Anfrage kam, ob der Bundeswettbewerb bei Glen Dimplex ausgerichtet werden könne.


Strenge Auswahlkriterien

Die Auswahlkritierien für die Teilnahme am Bundeswettbewerb hoch: Die Azubis müssen bei der Gesellenprüfung einen Gesamtdurchschnitt von mindestens 2,0 oder besser haben. Sie müssen unter 27 Jahre alt sein, und es muss sich um ihre erste Ausbildung handeln", erläutert Lauterbach. "Die kleinen Bundesländer können diese Kriterien oft nicht erfüllen, deshalb schaffen es immer höchstens zehn oder zwölf Teilnehmer", erklärt Prüfer David Kretschmer. Außerdem fungieren Torsten March aus Rheinland-Pfalz, Bodo Ahlers aus Oldenburg und Matthias Kreuzer aus Bayreuth noch als Juroren.

"Bei mir läuft es eigentlich ganz gut", freut sich indes Esra Wirth. Der 20-Jährige ist bei der Firma Kälte-Binder in Ansbach beschäftigt, kommt selbst aus Burk. Er ist der beste Teilnehmer aus Bayern. Jetzt will er sich auch deutschlandweit als Topmann qualifizieren. An seinem Arbeitsplatz hängt ein Bayern-Wappen - der Ansporn, für den Freistaat alles zu geben.

"Die Prüfung ist nicht leicht. Man hat wirklich viel mehr Arbeit als bei der Gesellenprüfung. In den zwei Tagen hat man wirklich gut zu tun", sagt Wirth und hört nicht auf, Kabel zu verlegen und zusammenzustecken.
"Elektrotechnisch ist für mich die Anlage jetzt nicht die große Herausforderung, aber ich hätte mir gewünscht, dass die Rohre keine Schraubverbindungen haben", seufzt Eugen Sell aus Schleswig-Holstein. Durch die Schraubverbindungen verbiegen sich die Rohre leicht, aber die Verbindungen müssen extrem festgezogen werden, sonst sind sie nicht dicht. "Ich hätte in der Praxis alles gelötet", sagt Sell selbstbewusst. Doch das Problem haben alle.

Richtig gut läuft die Montage für Dennis Höner. Der Bielefelder wurde von der Handwerkskammer Südwestfalen geschickt. "Ich befülle jetzt die Anlage mit Kältemittel. Da es sich nicht um ein Gemisch handelt, ist es egal, ob die Anlage flüssig oder gasförmig befüllt wird", erklärt er.

"Meine Anlage läuft bis jetzt auch gut. Aber letztlich werde ich erst sehen, ob alles klappt, wenn ich fertig bin", stellt auch Kevin Helmes aus Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz fest.


Entscheidung heute Nachmittag

Alle Prüflinge arbeiten mit Begeisterung und viel Akribie. Eigentlich sind alle, die derzeit bei Glen Dimplex über dem Kälteaggregat schwitzen, schon Sieger. Doch wer letztlich der beste deutsche Klima- und Kälteanlagentechniker wird, steht erst heute Nachmittag fest. Bei der Bundesobermeister-Tagung im Achat-Hotel wird die Siegerehrung des Bundesleistungswettbewerbs durchgeführt.

Vielleicht kehrt der Sieger ja irgend wann nach Kulmbach zurück, weil ihm die Arbeitsbedingungen bei Glen Dimplex so gefallen haben. Auf jeden Fall darf der Sieger zur Europameisterschaft der Klima- und Kältetechniker fahren...