Wenn Feld und Wald brennen: "Schlimmer kann es kaum werden"
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Dienstag, 26. Juli 2022
Immer wieder brennt es im Landkreis: So schätzen Forstexperten und Landwirte die Gefahr und die weitere Entwicklung ein.
Auch im Landkreis Kulmbach gab es in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder Feueralarm: Einmal brannte ein Stoppelfeld bei Neufang, einmal ein Waldstück bei Ködnitz oder bei Kupferberg. In Stadtsteinach fing ein Feld nach Mäharbeiten das Brennen an. Wie schätzen Experten die Situation ein, wenn es wie gemeldet weiterhin trocken und warm bleibt? Drohen dann auch Flächenbrände wie in anderen Teilen der Republik.
Die Lage in der Region ist kritisch, aber nicht so gefährlich wie in Regionen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen mit deren Kiefernbeständen, erklärt Matthias Schulze. Er ist Revierförster beim Forstamt Nordhalben und zuständig für den Staatsforst von Neudrossenfeld bis zur Plassenburg. Aber auch bei uns könnten sich Feuer aufgrund der trockenen Witterung leicht ausbreiten und für größeren Schaden sorgen, lautet seinen Einschätzung.
Die Hauptursache für die Feuer sind seiner Überzeugung nach achtlos aus dem Autofenster geworfene Zigaretten. Diese würden die vergrasten, trockenen Böschungen entzünden. "Die Flammen können dann natürlich auf den Wald übergreifen", schließt er nicht aus. Aber auch aus dem Auto oder bei Wanderungen achtlos weggeworfene und zerbrochene Glasflaschen können durch ihre Brennglaswirkung ein Feuer entfachen. Selbst ein achtlos abgestelltes Auto über hohem, trockenem Gras könne einen Brand auslösen.
"Dauerhaft umsichtig sein"
Wie schätzt Schulze die Entwicklungen ein, sollte es trocken und warm bleiben? "Schlimmer kann es kaum werden", sagt er. Schon jetzt herrsche vielerorts eine hohe Stufe bei der Waldbrandgefahr. "Damit muss man leben und dauerhaft umsichtig und vorsichtig sein." Selbst wenn es einen Gewitterregen gebe, würde das nicht ausreichen, um den Boden zu durchfeuchten. "Das meiste fangen die Bäume auf." Für Entspannung würde lediglich eine längere Regenperiode von ein bis zwei Wochen sorgen, die sei aber nicht in Sicht.
Das Thema Brandgefahr ist aber für ihn nicht neu: Denn nicht nur heuer, auch in den vergangenen Jahren habe es immer wieder Waldbrände - teilweise ausgelöst durch Brandstiftung - gegeben, so Schulze abschließend.
Als "äußerst gefährlich" stuft Anja Mörtelbauer, die Stadtsteinacher Revierleiterin, die derzeitige Lage ein - auch wenn in ihrem Revier noch kein Brand aufgetreten ist. Grund sei die verhängnisvolle Kombination aus Wind, Hitze und dürrem Boden.
Das bestätigt Michael Schmidt, Bereichsleiter Forst am Amt für Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach. Zudem seien aufgrund des Borkenkäferbefalls viele Kahlflächen entstanden, die die Situation verschärfen.