Wenn Enten-Füttern in Untersteinach zum Ärgernis wird
Autor: Jochen Nützel
Untersteinach, Montag, 07. Mai 2018
Mengen an Backwaren treiben an der Oberfläche des Teichs mitten in Untersteinach - als Futter für Vögel und Fische gedacht. Eine Bürgerin regt das auf.
Die Frühlingssonne zwängt sich durch das Geäst der Bäume am geschotterten Damm. Schon von weitem ist das Plätschern des Wassers zu vernehmen, das sich aus dem Quellstein mit dem steinernen Gesicht des Drachentöters über eine Rinne seinen Weg Richtung Teich bahnt. Ein Entenpaar zieht seine Kreise, taucht ab und an die Köpfe unter Wasser. Am anderen Ufer kreist eine Schar Goldfische und wirft Blasen an der Wasseroberfläche. Die Nahrungssuche bei Vogel und Fisch geht gemächlich vonstatten an diesem Montagvormittag in Untersteinach.
Das ist offenbar nicht immer so, wie Miriam Musolff berichtet. Vor allem am Wochenende sei der Untersteinacher Teich ein gern genutzter Erholungsraum - und dann kämen auch sie: die Fütterer, mit Behältern voller Brot und Brötchen. "Da sind Leute mit teilweise zwei großen, randvollen Tüten voller alter harter Brötchen", schreibt die Untersteinacherin über Facebook die BR-Redaktion an und schickt zum Beweis Fotos; sie zeigen Unmengen an Backwaren, die wie kleine Boote in der Dünung treiben. "Ganze Laibe habe ich dort schon schwimmen sehen. Das Schlimme ist aber, dass die Leute glauben, damit auch noch Gutes getan zu haben. Wie schädlich das sein kann, zumal in der Menge, will keiner wissen", ärgert sie sich.
Zu viel Salz schadet
Und damit hat sie Recht, wie auch Tierärzte seit Jahren immer wieder betonen. Zum einen monieren sie, dass die Enten durch das Zufüttern die eigene natürliche Nahrungssuche immer stärker einstellten, weil es schlicht bequemer ist, das hingeworfene Brot zu fressen, anstatt sich jeden Bissen mühsam zu ergründeln. Was aber noch bedeutsamer ist: Brot und Brötchen enthalten für die Vögel zu viel Salz, außerdem quillt beides im Magen auf.Der Naturschutzbund Deutschland (NaBu) hat zu diesem Thema vor Jahren bereits eine Aufklärungskampagne gestartet. "Brot ist für Enten eher Fast Food", sagt NaBu-Zoologe Julian Heiermann. Was bedeutet: Es macht schnell satt, bringt den Tieren aber unterm Strich herzlich wenig. Man habe Verständnis dafür, dass Eltern und Großeltern die Kinder und Enkel an die Natur heranführen wollten, so der Experte. Das sei begrüßenswert. Und wer dabei partout nicht auf das Füttern verzichten mag: Im Zoofachhandel gibt es spezielles Wasservogelfutter, das auch den Tieren nutzt und nicht schadet.
Das Verfüttern von Backwaren hat übrigens noch einen anderen negativen Aspekt: Was von den Stockenten am Ufer nicht vertilgt wird, zieht unweigerlich Mitesser an. Ratten und Mäuse freuen sich über die unverhofften Leckerlis. Aber auch für die Gewässer stellt das Essen eine Gefahr dar, denn die Brocken und der vermehrte Entenkot reichern das Wasser mit unnatürlich vielen Nährstoffen an. Kommt die sonnige Witterung dazu, bilden sich verstärkt Algen, für deren Zersetzung mehr Sauerstoff nötig ist - der aber ist knapp in wärmeren Zeiten, da warmes Wasser weniger Sauerstoff bindet als kaltes. Ein derart überlastetes Gewässer kann sogar umkippen, wenn der Sauerstoffgehalt so stark absinkt, dass Fische und Pflanzen regelrecht ersticken. In der Biologie heißt das Eutrophierung.