Wenn der Stadtsteinacher Pfarrer die Narren einseift
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Sonntag, 15. Februar 2015
Eine Feuertaufe der besonderen Art musste der neue Stadtsteinacher Pfarrer Wolfgang Eßel am Wochenende bestehen. Er zelebrierte den schon legendären Faschingsgottesdienst, zu dem Garden, Prinzenpaar und viele Gläubigen in die Kirche St. Michael gekommen waren.
In die Fußstapfen von Dekan Hans Roppelt wollte der neue Stadtsteinacher Pfarrer Wolfgang Eßel bewusst nicht treten. Roppelt hatte beim Faschingsgottesdienst immer in gereimter Form und mit "Narrenkappe" oder seit einigen Jahren auch mit Ehrenmütze der Stadtsteinacher Faschingsgesellschaft in fränkischer Mundart die Bibel ausgelegt.
Glaube ist keine nur ernste Angelegenheit
Trotzdem sollte der Faschingsgottesdienst in Stadtsteinach, zu dem die Narren in großer Zahl in die katholische Kirche gepilgert waren, eine Besonderheit werden. "Fasching ist eigentlich kein liturgische Fest, aber es wird gemeinsam gefeiert", erklärte Pfarrer Wolfgang Eßel. Und der Glaube sei keine nur ernste Angelegenheit: "Lachen ist die Tochter Gottes", formulierte es der Geistliche, wollte aber nicht darauf verzichten, an das Leid der Welt zu erinnern. "Aber wer glaubt, der zittert nicht.
Nach den Lesungen hielt Pfarrer Wolfgang Eßel eine Kurzpredigt: Zwei Männer - ein Priester und ein ungläubiger Seifenfabrikant - trafen in einer Stadt aufeinander. Der Seifenmacher suchte die Provokation. "Es gibt immer noch Böses auf der Welt, obwohl es das Christentum schon 2000 Jahre gibt. Es scheint wohl nichts zu bewirken", so der Seifenmacher.
Seife wirkt nur, wenn man sie auch benutzt
Der Priester indes blieb gelassen und deutete auf ein schmutziges Kind. "Seife scheint wohl auch nichts zu bewirken", frotzelte der Priester in derselben Manier zurück. "Na, Seife wirkt nur, wenn man sie auch benutzt", konterte der Seifenmacher - und der Pfarrer antwortete dasselbe.
Als Mahnung an seine Predigt verteilte Pfarrer Wolfgang Eßel im Faschingsgottesdienst kleine Seifenstückchen an alle Narren und Gottesdienstbesucher.
Und die Faschingsgesellschaft nahm die "Mahnung" gelassen. "Das war der erste Faschingsgottesdienst, den Pfarrer Wolfgang Eßel gehalten hat - ganz anders und ohne Faschingspredigt. Aber er muss einen eigenen Weg finden. Uns hat's gefallen", zog Präsident Andy Sesselmann eine Bilanz.
"Fetzige" Kirchenmusik
Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Gislinde Schuster-Namer an der Orgel. Sie hatte auch ein paar nicht-kirchliche Lieder ins Repertoire aufgenommen. Außerdem sorgte die Jugendband in gewohnter Weise für "fetzige" Kirchenmusik etwas moderner Art. Die Jugendlichen hatten sich für den Faschingsgottesdienst auch wieder witzig verkleidet, kamen als kunterbunte Gestalten, als Skifahrer, Scheichs - sogar ein Pharao und ein Fliegenpilz waren mit von der Partie und sorgten für gute Laune.