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Wenn der Kaminkehrer zwei Mal klingelt


Autor: Christine Fischer

Kulmbach, Dienstag, 15. Sept. 2020

Was die wohl manchmal in fremden Wohnungen alles zu sehen bekommen, habe ich mich schon oft gefragt nach dem Besuch von Kaminkehrer, Handwerker und Co.
Symbolbild: Bernd Wüstneck/dpa


Neulich habe ich es dann quasi aus erster Hand erfahren. Als es zum ersten Mal an der Haustür klingelte, stand ich noch unter der Dusche. Einige Zeit später klingelte es erneut. Mit schneeweißer Feuchtigkeitsmaske auf dem Gesicht und Handtuchturban auf dem Kopf öffnete ich und sah mich prompt dem Schornsteinfeger gegenüber.

Er musste erst aufs Dach (die Leiter holte er sich wie immer selber aus der Garage, er weiß schließlich seit Jahren, wo sie steht) und dann in den Keller. Der Weg nach unten war ungleich schwerer, denn dafür musste er sich an einem mannshohen Turm aus Bier- und anderen Getränkekästen vorbeiquetschen (wir erwarteten am nächsten Tag Gäste), die für den Weitertransport (bisher hatte noch keiner Zeit oder Lust) an der Kellertreppe parat standen.

In der Waschküche angekommen hatte der gute Mann dann wohl den nächsten Aha-Moment, denn dort musste er auf dem Weg zur Kehrluke einen fast raumhohen Wäscheberg (unsortiert selbstverständlich) umrunden. Mein Junior hatte doch tatsächlich seinen Arbeitsauftrag, die Dreckwäsche aus dem gesamten Haus bitte nach unten zu bringen, umgehend erledigt gehabt.

Mit einem süffisanten Grinsen im rußverschmierten Gesicht verabschiedete sich der Kaminkehrer schließlich nach getaner Arbeit, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Besuch unsere Geschäftsbeziehung auf eine ganz neue Ebene gehoben hat. Vor allem aber hatte ich die Hoffnung, dass er schon viel Schlimmeres gesehen hat...