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Wenn der Franke auf Paris fährt


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Donnerstag, 10. Dezember 2020

Franken hat viel Schönes zu bieten. Nicht zuletzt eine wunderbare Sprache.
Foto: Horacio Villalobos/EPA/dpa


Warum ich gerne Fränkin bin? Weil es schön ist bei uns. Weil es feines Essen und gutes Bier gibt. Und weil unsere Sprache so einzigartig ist, dass ein Franke den anderen auch im fernsten Ausland noch erkennt.

Damit meine ich nicht unbedingt das nahezu völlige Fehlen des harten P, das einzig im Wort "Sempft" ein singuläres Dasein führt. Und auch nicht die Tatsache, dass der Franke den Buchstaben K nur dann hart ausspricht, wenn es um seine "Karaasch" (Garage) geht.

Nein, ich meine den überaus kreativen Umgang mit Präpositionen. Das sind jene kleinen Worte, die, so sagt es das Lexikon, Wörter zueinander in Beziehung setzen und in ein räumliches oder zeitliches Verhältnis bringen: "an", "auf", "bei"....

Haben Sie schon mal einen Franken getroffen, der zur Arbeit geht? Sicher nicht. Der Franke geht entweder auf die Arbeit oder nei die Ärbert.

Ähnlich verhält es sich mit Freizeitaktivitäten. Der Franke geht eher selten zum Fußballplatz, sondern, je nach individuellem Standpunkt, nunter, nieber oder nauf zen ADeEs (wahlweise auch EsVau oder EfCe).

Keine Frage, dass er sich schließlich auch im Blick auf andere Vergnügungen einer ganz besonderen Grammatik befleißigt: Zum Shoppen fährt der Kulmbacher nüber nach Bayreuth oder nunter nach Borkuscht. Und natürlich reist der Franke, der die weite Welt sehen will, auf keinen Fall nach Paris. Nein, er fährt auf Paris. Was übrigens dem französischen voyage à Paris vom Klang her viel näher kommt als die grammatikalisch korrekte deutsche Version.