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Wenn das Plumpsklo leuchtet


Autor: Sonny Adam

Stadtsteinach, Freitag, 12. Sept. 2014

Für den Stadtsteinacher Michael Bauerschmidt ist pfiffige Gestaltung keine Frage des Geldbeutels. Der 53-jährige Textildesigner, der nach der Insolvenz seiner Firma von Hartz IV leben musste, setzt in seinem alten Häuschen viele Ideen um.
Die Designerlampe, die wunderbares Licht in den Raum zaubert, war einst das Keramikrohr für das Plumpsklo in dem hundert Jahre alten Haus, das der Stadtsteinacher Designer Michael Bauerschmidt von seiner Tante geerbt hat. Fotos: Sonja Adam


Wenn Michael Bauerschmidt aus Stadtsteinach ein altes Stück Holz sieht, eine alte Tür, einen schmiedeeisernen Beschlag oder andere Dinge, die die Menschen normalerweise achtlos auf den Sperrmüll werfen, dann schlägt sein Designer-Hirn Kapriolen. Er nimmt die Dinge mit und lagert sie in dem kleinen Schuppen ein, der zu seinem Häuschen in der Wehrstraße gehört. Dann setzt er sich an den Computer, zeichnet mit dem Programm "Photoshop" seine Ideen - und plötzlich werden aus alten Brettern Strandstühle in Trend-Optik, einzigartige Kommoden, Vitrinen, Garderoben oder CD-Ablagen.

Viel braucht Michael Bauerschmidt nicht dazu. Nur eine alte Säge und eine gehörige Portion handwerkliches Geschick.

Und die guten Ideen eben.

Sogar die Küche ist Eigenbau

Alles in dem Häuschen seiner Tante, das er gerbt hat, ist selbst gemacht: Sogar die Küche samt Einbauschränken. Doch Michael Bauerschmidt hat nicht normale Küchenschränke mit Schubladen und ähnlichem, bei ihm verstecken sich weitere Schubladen in den Schränken. Die Küchenschränke sind tiefer als herkömmlich, damit er genug Fläche zum Arbeiten hat. Die Arbeitsflächen sind aus verschiedenen Hölzern zusammengesetzt.
Ein raffiniertes Detail verbirgt sich unter der Spüle. Dort findet man normalerweise immer ein viel zu große Fach für Lappen, Eimer & Co. Bauerschmidt hat den Raum genutzt und mit einem Ablagekorb für Spülmaschinentabs versehen, mit einem flachen Fach für Müllbeutel und ähnliche Dinge.

"Wer sagt denn, dass Truhen immer aufrecht stehen müssen?", fragt der Stadtsteinacher stellt damit jahrhundertealte Gesetzmäßigkeiten in Frage. Er hat eine alte Truhe um 90 Grad gekippt, der gebogene Deckel zeigt nach vorne, seine Scharniere wurden abmontiert. Den Deckel hat er durchgesägt und seitlich mit Bandscharnieren wieder anmontiert - so wurde die Truhe zum Designerschrank. "Aber da habe ich lange getüftelt. Man darf den gebogenen Deckel natürlich nicht gerade durchschneiden, sondern schräg. Sonst geht er ja nicht auf."

Häufig arbeitet Bauerschmidt mit Resten: "Aus Parkett kann man herrliche Verkleidungen bauen", erklärt der selbst ernannte Möbel-Designer. Als Gag lässt er die Unterseite des Parketts, die eingeschnitten ist und sehr grob wirkt, nach außen zeigen. So ist aus dem alten Kinderzimmerschränkchen ein echtes Vorzeigeobjekt geworden, aus einer Siebziger-Jahre-Kommode ebenfalls.

Beruflicher Neustart?

"Ich würde meine Design-Ideen gerne auch zum Beruf machen", hofft Michael Bauerschmidt mit 53 Jahren noch auf einen Neuanfang im Möbelbereich. Denn dass er als Textildesigner und Fotograf noch einmal Fuß fassen kann, darauf will er sich nicht verlassen.

Bis er den Durchbruch schafft, werkelt er in den eigenen vier Wänden. Er schlägt Kanten ab und lässt Steine hervorblitzen, montiert Verkleidungen an Lichtschalter. Immer wieder kommen ihm neue Ideen. Aus dem alten Fußboden hat Bauerschmidt den Gartenzaun gefertigt. Jede Zaunseite in der Wehrstraße sieht anders aus: Hier ein Hexenhäuschenzaun, da eine Einfriedung aus Fußbodenbrettern - abwechselnd ganz und kunstvoll gesägt.
Wohnungen Marke Eigenbau hat Bauerschmidt auch schon für die Verwandtschaft gezimmert: Ob Vitrinen, CD-Schränkchen, Regale oder Garderoben - alles ist perfekt ausgetüftelt. Sein Patenkind hat zur Einschulung einen höhenverstellbaren Schreibtisch bekommen. Mit verschiedenen Fronten und Details, die es sonst nicht zu kaufen gibt. "Das Normale interessiert mich eigentlich nicht. Ich muss immer etwas Besonderes, etwas Individuelles machen. Es reizt mich, zu experimentieren", sagt Michael Bauerschmidt und zeigt auf eine herrlich gemaserte Front einer Kommodenwand. Das Holz sieht aus als ob es aus den Tropen kommen würde. "Das ist Klarlack, den ich gefönt habe", verrät er und lacht.

Doch der schönste Gag ist das alte Plumpsklo, das in dem über hundert Jahre alten Häuschen war: Das Keramikrohr wurde zu einer Designer-Lampe umgestaltet, die herrliches Licht im Wohnzimmer verbreitet.