Wenn Bröckerla vornehm werden
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Sonntag, 31. Januar 2021
In Kochshows kann man eine Menge lernen
In Zeiten wie diesen hängt man ja gerne mal vor dem Fernseher ab. Wo man ganz neue Erkenntnisse gewinnt. Zum Beispiel beim Betrachten von Koch-Shows. Da habe ich schon so manches gelernt: Dass es auf die "Geschmackstiefe" ankommt. Dass es keine Soße gibt, sondern nur Sößchen, in dekorativen Kleinstmengen auf den Teller geträufelt.Und dass ohne "Röstaromen" gar nichts geht bei der Jury.
Am meisten aber fasziniert mich, dass man einem simplen Gericht nur einen komplizierten Namen geben muss. Und schon wird's preisverdächtig.
Beispiele gefällig? Da erläuterte eine Kandidatin aus dem Fränkischen (!), dass sie Croutons zubereite, mit denen sie ihre Knödel (!) füllen werde. Hätte sie's nicht gesagt, hätte ich die Brotwürfel glatt für Klöß'-Bröckerla gehalten.Ein anderer schnitt und knetete und mischte hingebungsvoll etwas, was er Cole Slaw nannte. Cool! Ich hätte glatt auf Krautsalat getippt.
Immerhin regen die Gerichte mit oft unaussprechlichen Bezeichnungen den Appetit an. Als ein Kandidat hingebungsvoll Streifchen von sautiertem Rindfleisch mit einem Löffelchen voll Meerrettich-Creme garnierte, war mit klar: Demnächst gibt's wieder einmal Krenfleisch. Mit ganz viel Soße! Und Klöß'. Und Bröckerla.