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Welturaufführung auf der Trebgaster Naturbühne


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Mittwoch, 17. Mai 2017

Am 19. Mai um 20.30 Uhr startet die neue Theatersaison auf der Naturbühne Trebgast. Das Stück "Luther - Rebell seiner Zeit": ist eine Welturaufführung.
Luther(Zweiter von rechts) wird von Kaiser Karl V. (Moritz Weinmann, Mitte auf dem Thron) vorgeladen. Rechts Kardinal Cajetan (Siegfried Küspert). Foto: Dieter Hübner


Die Grippewelle des letzten Winters ist längst Vergangenheit. Aber auf Trebgast bewegt sich langsam, aber sicher ein neuer Virus zu. Der Theatervirus breitet sich in Richtung Wehlitzer Berg aus, und keiner der vielen Akteure bleibt davon verschont. Er befällt jeden, auch abgebrühte "alte Hasen" können sich ihm nicht entziehen.
Das Gute daran: Die Infektion verschwindet wieder von selbst, und zwar genau am Freitag, 19. Mai, um punkt 20.30 Uhr, wenn mit der Premiere der Welturaufführung des Schauspiels "Luther - Rebell seiner Zeit" die neue Theatersaison eröffnet wird.


"Der Teamgeist und das Gruppengefühl sind einmalig"


"Alle Mitwirkenden sind mit großer Begeisterung dabei und bringen auch selbst gute Ideen ein. Der Teamgeist und das Gruppengefühl sind einmalig, alle bemühen sich um uns und unterstützen uns", lobt Marion Beyer, die das Stück zusammen mit Hermann J. Vief geschrieben und bearbeitet hat. "Unsere Arbeit wurde ständig von kirchlicher Seite begutachtet und letztlich auch als authentisch bezeichnet."

Das bestätigen Grußworte im Programmheft von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, von der Botschafterin des Rates der EKD, Margot Käßmann, und von der Regionalbischöfin Dorothea Greiner, die gleichzeitig die Schirmherrschaft dieses Werkes übernommen hat.


Zwei echte Pfarrer wachsen über sich hinaus


Das beste Beispiel dafür sind außerdem die beiden mitwirkenden Geistlichen aus dem Kulmbacher und Lichtenfelser Landkreis, die absolut begeistert und mit viel Herzblut und voller Überzeugung dabei sind, und in ihren Rollen über sich hinauswachsen.

Pfarrer Wolfgang Oertel aus Untersteinach gab ja 2012 sein Debüt als Bösewicht in "Arsen und Spitzenhäubchen". "Dieses Mal ist es etwas ganz anderes. Ich muss selbst viel Ruhe ausstrahlen, und den Luther immer wieder runterbringen. Wir haben auch daran gefeilt, dass das Grundelement der reformatorischen Botschaft, die sola gratia - allein durch den Glauben, allein durch Gnade, allein durch Christus -, am Schluss richtig rüber kommt."

Zur Handlung: Es kracht und scheppert über dem Wehlitzer Berg. Ein schweres Gewitter wütet hoch über dem Trebgasttal. Der junge Student Martin Luther ist alleine auf dem Heimweg. Einen Meter hinter ihm schlägt ein Blitz ein und wirft ihn zu Boden. In seiner Todesangst ruft Luther die heilige Anna, die Mutter Marias, um Hilfe an und gelobt, ein Mönch zu werden, wenn er das Unwetter überlebt.


Kampf gegen den Ablasshandel


Luther geht ins Kloster, studiert an der Wittenberger Universität Theologie und findet in der Bibel viele Antworten auf seine Fragen. Der damals übliche Ablasshandel ist ihm bald ein Dorn im Auge. Mit seinen 95 Thesen kämpft er dagegen an. Er wird vom Papst exkommuniziert und bringt sich auf der Wartburg in Sicherheit.

Als die von ihm übersetzte Lutherbibel in Umlauf kommt, gibt es die ersten Unruhen unter den Bauern, die hohe Abgaben an ihre Herren zahlen müssen. Die ersten noch lokalen Widerstände führen 1524 zur ersten demokratischen Revolution auf deutschem Boden - den Bauernaufständen.

Auch das Thema Musik spielt bei der Inszenierung von Marion Beyer und Hermann J. Vief eine große Rolle. Luther maß der Musik wie der Theologie höchste Bedeutung für das Seelenheil des Menschen zu. Wenn der Mönchs-Chor, den Kreischorleiter Heiner Beyer eingeübt hat, gregorianische Gesänge anstimmt, liegt eine mystische, spirituelle Stimmung in der Luft. Hinter den schlichten Kutten, die Gesichter noch unter den Kapuzen verborgen, verbergen sich sieben Männer und Frauen des Gesangvereins Untersteinach. Sie wurden praktisch ins kalte Wasser geworfen. Die beiden Regisseure fanden es unsinnig, den Chor nur als solchen auftreten zu lassen und haben die Sänger in die Handlung mit einbezogen.


Untersteinacher Sänger eingebunden


Walter Steiner, einer der Mönchssänger: "Für uns kam das alles überraschend. Wir wussten ja gar nicht, wie das Ganze abläuft. Interessant war für mich, wie viele Kleinigkeiten hinter jeder Szene stecken. Das fasziniert mich und macht richtig Spaß." Besonders Tobias Seuss entwickelte dabei so viel Talent, dass er gleich in vier Rollen präsent sein wird.

Viel Aufwand erforderten die Kostüme. Die Gewänder von Vater Luther, Katharina von Bora, Lucas Cranach und seiner Frau, Kaiser Karl V., dem Erzbischof von Brandenburg, dem Kardinal Cajetan und Gabriel wurden extra angefertigt. Als Vorlagen dienten historische Aufzeichnungen, Filme Bücher und Lexika. "Einfacher waren die Bekleidungen für das Volk, die Bauern und die Mönche", erklärt Sigrid Seehuber, zuständig für diesen Part.

In der Maske ist dieses Mal keine dekorative Schminke und Pomade gefragt. Chefin Gudrun Würl erklärt, warum: "Die Damen schauten im Mittelalter zwar auch gut aus, wie man an Cranachs Frau Barbara unschwer erkennen wird. Aber Rouge wurde, wenn überhaupt, nur sehr dezent und auch nur auf die Lippen aufgetragen. Da sorgen die altmodischen Frisuren und Häkelhauben schon für mehr Arbeit. Außerdem sind etliche Perücken im Einsatz, auch bei den Männerrollen.


Akteure bauen Kulissen selbst mit um


Zwei Monate hat Dieter Krause an den Kulissen gebaut. Und die Kulissenmaler brauchten zu dritt noch einmal zwei Wochen. Im Mittelpunkt der Bühne steht eine riesige verwandelbare, fünf Meter hohe monumentale Kathedrale, die je nach Szene die Gotteshäuser in Worms, Erfurt und Wittenberg darstellt. Daneben gibt es das Atelier und die Druckerei von Lucas Cranach sowie eine Schmiede und ein Wirtshaus. Eine zusätzliche Herausforderung für die Akteure, die den Auf- und Abbau dieses Multifunktionsbaus zum größten Teil selbst vornehmen müssen.

Die Zuschauer erwartet am Freitagabend und bei den weiteren Luther-Aufführungen mit Sicherheit ein Riesenspektakel vor der herrlichen Kulisse von Deutschlands schönster Amateur-Naturbühne.

Ein Interview mit Hauptdarsteller Gerd Kammerer lesen Sie am Donnerstag in der Bayerischen Rundschau.