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Wegen der Sperrung bei Krumme Fohre: Auch Jäger und Anlieger genervt


Autor: Jürgen Gärtner

Proß, Mittwoch, 02. Juni 2021

Motorradfahrer müssen Umwege in Kauf nehmen. Das nervt die Biker. Deren Motorenlärm stört wiederum Jäger und Anlieger entlang der Umleitungsstrecken.
Jagdpächter Heinz Josef Vinders, Mitjäger Gerhard Münch und Jagdgenosse Markus Teller (von links) beklagen, dass wegen der Umleitung bei Krumme Fohre viele Motorradfahrer durch das Revier fahren und das Wild stören. Foto: Jürgen Gärtner


Mainleus/Krumme Fohre Es ist nur eine kleine Sperrung, die aber große Auswirkungen hat. Der Berg beim Kasendorfer Ortsteil Krumme Fohre ist derzeit für Motorradfahrer nur in eine Richtung befahrbar. Die Umleitung nervt - nicht nur die Biker (wir berichteten), sondern auch die Anwohner der Umfahrungsstrecke und die Jäger. Denn der ungewohnte Motorenlärm sorge für Unruhe beim Wild, klagen sie.

Wir treffen uns mit den Waidmännern ein Stück hinter dem Mainleuser Ortsteil Proß. Die Straße dort ist schmal, in unmittelbarer Nähe führt der Radweg von Melkendorf nach Kasendorf vorbei. Es ist idyllisch, ruhig. Das ist aber oft nicht mehr der Fall, sagt Heinz Josef Vinders, der seit 34 Jahren das Jagdrevier Proß gepachtet hat. Denn seit die Strecke bei Krumme Fohre für Motorradfahrer gesperrt ist, würden immer mehr Biker die Straßen durch sein Revier nutzen. "Das ist eine enorme Beunruhigung für die Tiere", sagt er mit Blick auf den Sound der Motoren. Und der sei problematisch, gerade jetzt, in einer Zeit, in der viele Rehe ihre Jungen bekommen hätten. "Wenn die Geiß zum Säugen zum Kitz will, geht sie wegen des Lärms nicht."

Inzwischen hat Vinders sogar den Verdacht, dass die landschaftlich reizvollen Nebenstrecken im Mainleuser Land von der Internet-Suchmaschine Google als Routen für Motorradfahrer vorgeschlagen werden. Nur so kann er sich erklären, dass an den Wochenenden viele Motorradgruppen - meist mit auswärtigen Kennzeichen - hier unterwegs seien. "Einheimische sieht man eher selten. Vor allem fahren die nicht in Konvois."

Mit entsprechendem Sound. "So eine Geräuschkulisse habe ich noch nie im Revier gehabt: Es war sogar ruhiger, als noch das ,Bockela" gefahren ist", sagt er und meint damit die Eisenbahn, die früher auch nach Thurnau fuhr und auf deren ehemaligen Gleisen heute ein Radweg verläuft.

Mitjäger Gerhard Münch fragt sich zudem: "Ich verstehe nicht, warum die Schadstelle in Krumme Fohre nicht repariert wird. Für alles ist sonst Geld da." Er könnte sich auch eine Ampellösung vorstellen, "damit man dort in beide Richtungen fahren kann." Man müsse die Ampel ja nicht im Ort aufstellen, um die Anwohner nicht zu belasten. So, wie es bislang geregelt ist, seien zwölf Kilometer Umweg für die Motorradfahrer erforderlich. "Und das alles durch Jagdgebiete."

Beide hoffen deshalb auf eine baldige Reparatur der gesperrten Strecke.

Markus Teller - ein weiterer Jagdgenosse - hat noch ein zusätzliches Problem: Er wohnt nur wenige Kilometer entfernt im Mainleuser Ortsteil Neuenreuth. Auch dort kommen die Motorradfahrer vorbei, direkt an seinem Anwesen. An Tempo 70, das dort gilt, halten sich bei weitem nicht alle - auch Autofahrer nicht.

Seit der Sperrung des Bergs bei Krumme Fohre ist die Zahl der Biker vor seiner Haustür deutlich gestiegen. Schon von Weitem könne man die besonders sportlichen Fahrer hören, die am Anwesen Neuenreuth 17 vorbeizischen. "Früher hat sich hier schon immer wieder mal ein Motorradfahrer verirrt, aber seit der Berg bei Krumme Fohre dicht ist, ist es schlimm, vor allem am Wochenende und bei schönem Wetter." Manche kämen wie ein Blitz angeschossen. Mit 120 bis 130 "Sachen", schätzt Teller.

Der 45-Jährige gönne jedem sein Hobby, sagt er, auch den Bikern. Doch gerade auf dem auf 70 km/h beschränkten Stück gebe es eine unübersichtliche, leichte Linkskurve und Ausfahrten für landwirtschaftliche Fahrzeuge, erklärt er und appelliert deshalb an die Zweiradfahrer, sich an die Geschwindigkeitsvorgaben zu halten. Denn in der Kurve hätten sich schon Unfälle ereignet - allerdings bislang stets mit Autos.

Wildunfälle mit Motorradfahrern hat es bislang auch noch keine gegeben, ergänzt Jäger Heinz Josef Vinders. Das liege unter anderem daran, dass die Biker meist tagsüber unterwegs seien, zu einer Zeit, zu der es wenig Wildwechsel gebe.

Wie sieht es mit der Sanierung aus?Wie sieht es eigentlich mit der Sanierung der Strecke bei Krumme Fohre aus, deren Sperrung für den ganzen Wirbel sorgt? Ist da schon der Beginn einer Sanierung in Sicht? An dem kurvenreichen Bergstück ist der Hang ins Rutschen gekommen, was große Längsrisse und auch Höhenversätze in der Fahrbahndecke zur Folge hatte. Deshalb wurde die Strecke für Zweiradfahrer zunächst komplett gesperrt, vor kurzem zumindest in eine Richtung wieder freigegeben.

Derzeit laufen Untersuchungen zum Baugrund. In diesem Zuge werden sogenannte Inklinometermessungen durchgeführt. Dabei werden - vereinfacht gesagt - 40 Meter lange Rohre senkrecht in den Hang eingebracht und regelmäßig deren Verformung überprüft. So können von den Fachleuten die Tiefenlage der Verformungen und Verschiebungen im Hang genauer lokalisiert und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

"Im Laufe des Monats werden wir weitere Messergebnisse erhalten", erklärt Philip Wagner, der beim Staatlichen Bauamt in Bayreuth für die Staatsstraßen im Landkreis Kulmbach verantwortlich ist. Dann könne man mehr zum weiteren Vorgehen sagen. Ziel ist eine gründliche und dauerhafte Sanierung: "Wir wollen nicht einfach sperren, sanieren und dann in zwei Jahren wieder das gleiche Problem haben." Darum nehme man sich jetzt die Zeit, um die Straße später wieder langfristig für den ganzen Verkehr freigeben zu können.