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Wegen Coronavirus: Schwerkranke meiden Kulmbacher Klinikum


Autor: Redaktion

Kulmbach, Donnerstag, 16. April 2020

Am Klinikum Kulmbach stellt man fest, dass immer mehr schwerkranke Patienten offenbar aus Angst vor einer Corona-Erkrankung zu Hause bleiben. Dabei ist das Klinikum bestens aufgestellt.
Patienten, deren Corona-Infektion bestätigt ist oder die als Verdachtsfälle gelten, werden am Klinikum Kulmbach in einem vom Hauptgebäude räumlich völlig getrennten separaten Bettenbau behandelt. Foto: Archiv/Jürgen Gärtner


Trauen sich schwer kranke Menschen wegen der Corona-Pandemie nicht, sich im Klinikum behandeln zu lassen? Die Beobachtung von Geschäftsführerin Brigitte Angermann legt das nahe. "In den vergangenen Tagen merken wir zunehmend, dass Patienten auch mit Erkrankungen, die dringend eine stationäre Behandlung benötigen würden, offenbar aus Angst vor einer Corona-Erkrankung zu Hause bleiben", teilt sie in einer Presseverlautbarung mit. Alle wichtigen und aktuellen Informationen rund um das Coronavirus in Kulmbach finden Sie übrigens hier.

"Wir sehen gerade Fälle, wo Menschen nach einem Herzinfarkt zwei Tage zu Hause geblieben sind, weil sie aus Angst vor einer Infektion glaubten, sie machten die Erkrankung lieber mit sich aus", so Brigitte Angermann.

Corona-Tests jetzt auch im Haus möglich

Sie betont, dass es keinen Grund gibt, sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus im Krankenhaus zu fürchten. "Patienten, deren Corona-Infektion bestätigt ist oder die als Verdachtsfälle gelten, werden am Klinikum Kulmbach in einem vom Hauptgebäude räumlich völlig getrennten separaten Bettenbau behandelt", macht die Geschäftsführerin deutlich. Seit einigen Tagen verfüge das Klinikum zudem über ein eigenes Laborgerät zur Testung von Corona-Verdachtsfällen. "Auch für dieses Gerät sind die Reagenzien noch knapp. Dennoch können wir ergänzend zu unseren externen Laboren in geringem Umfang selbst Tests durchführen und haben innerhalb von wenigen Stunden die Ergebnisse vorliegen."

Angermann appelliert an alle Menschen, die an einer ernsthaften Erkrankung wie einem möglichen Herzinfarkt leiden, einen Verdacht auf Schlaganfall haben oder bei denen ein sonstiger Notfall vorliegt, ein Krankenhaus aufzusuchen. "Gerade bei einem möglichen Infarkt oder einem Schlaganfall kommt es auf Minuten an. Da ist es lebenswichtig oder für eine spätere vollständige Genesung essenziell, schnellstmöglich behandelt zu werden!"

Kein Kulmbacher Phänomen - Patienten verharmlosen Notfälle

Dies gelte auch für zahlreiche weitere Notfallsituationen. Bereits seit einiger Zeit habe die Entwicklung begonnen, sagt die Geschäftsführerin. Nicht nur Patienten, deren planbare Behandlung verschoben werden musste, um für einen möglichen, bislang bei weitem nicht eingetretenen Notfall Betten zur Verfügung zu haben, seien ausgeblieben: Auch in der Notaufnahme habe es spürbare Rückgänge gegeben, und das nicht etwa nur bei "Bagatell-Verletzungen".

Dabei handelt es sich nach Angaben Angermanns keineswegs um ein Kulmbacher Phänomen. Ein ganz ähnliches Patientenverhalten werde deutschland- und europaweit festgestellt.

Zahlreiche Kliniken, darunter das Münchner Klinikum rechts der Isar oder auch die Berliner Charité, haben darauf bereits aufmerksam gemacht. "Wir können sehr gut verstehen, dass in diesen Zeiten viele Menschen Angst vor einer Ansteckung haben. Aber die Behandlung von Covid-19-Patienten ist bei uns wie auch in anderen Krankenhäusern strikt vom normalen stationären Betrieb getrennt. Das gilt natürlich auch für das Personal, das bei uns die Corona-Patienten betreut und selbstverständlich umfassende Schutzkleidung trägt."

Ausreichend Masken vorhanden: Patienten werden geschützt

Das Klinikum Kulmbach sei für die nächsten Wochen, was das Thema Schutzausrüstung angeht, gut gerüstet - auch dank der landkreiseigenen Produktion durch die Firma AFW in Marktleugast. "Seit zwei Wochen ist es daher möglich, dass alle Mitarbeiter, die in patientennahen Bereichen arbeiten, Mund-Nasen-Schutz tragen, um die Patienten zusätzlich zu schützen und unabhängig davon, ob eine Infektion vorliegt oder nicht", so Angermann.

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Es gebe keinen Grund, sich vor einem Krankenhausaufenthalt zu fürchten und eine Behandlung sogar dann nicht zu suchen, wenn man ernsthaft erkrankt ist. Und in jedem Fall könne das vage Risiko einer Infektion die konkrete Gefährdung durch einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder durch eine abgebrochene Krebs-Therapie nicht aufwiegen.

"Ich kann jeden nur dringend bitten, in einem medizinischen Notfall jetzt nicht zu Hause zu bleiben, sondern einen Arzt und wenn nötig ein Krankenhaus aufzusuchen", appelliert Brigitte Angermann.