Druckartikel: Was wird aus Kulmbachs "Grünen Zentrum"?

Was wird aus Kulmbachs "Grünen Zentrum"?


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Dienstag, 29. März 2022

Ende 2022 sollten Behörden aus dem Bereich Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in die Kulmbacher Spinnerei einziehen. Die notwendige Sanierung hat aber noch nicht begonnen. Manche bezweifeln, dass der Investor den Umbau durchzieht. Wir haben bei ihm nachgefragt.
Der Bauzaun steht, auch ein Container wurde aufgestellt. In diesem Spinnereigebäude soll das "Grüne Zentrum" geschaffen werden.


Ein Bauzaun steht, Container, ein großer Kran. Bauarbeiter? Fehlanzeige. Von geschäftigem Treiben ist auf dem Spinnereiareal, auf dem nach den ursprünglichen Plänen schon im Oktober in einem dann denkmalgerecht sanierten Gebäude das "Grüne Zentrum" eröffnet werden soll, noch nichts zu sehen.

Viele Arbeitsplätze

Über 100 Arbeitsplätze sollen entstehen, Behörden aus dem Bereich Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unter einem Dach vereint werden. Die Immobilien Freistaat Bayern (Imby) will in dem alten Industriekomplex die Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach und das Kompetenzzentrum für Ernährung längerfristig unterbringen.

Abstimmungsprobleme

Die Imby ist allerdings nicht der Bauherr, sondern nur Mieter. Das 40-Millionen-Projekt umsetzen will Franz Dieter Naumann, ein gebürtiger Münchner, der in St. Gallen in der Schweiz lebt und arbeitet. Oder will er das gar nicht mehr? Die Zweifel sind in Kulmbach seit geraumer Zeit groß, dass es Naumann ernst meint. Bereits in der Planungsphase habe es Schwierigkeiten und Abstimmungsprobleme gegeben, hat die Stadt 2021 erklärt. Unterlagen seien unvollständig gewesen, der Umgang mit Originalsubstanz, die erhalten werden muss, sei ein Diskussionspunkt gewesen. So die Ausbildung des Haupteingangs an der Ostseite, der beim Denkmalschutz keinen Anklang gefunden habe. Es habe etliche strittige Fragen gegeben, die zu Verzögerungen geführt hätten, hieß es.

Kaufpreis kommt mit Verspätung

Im Frühjahr 2021 hat der Stadtrat letztlich grünes Licht für die Sanierung und Umnutzung des markanten Industriedenkmals am Bahnhofsplatz gegeben, dessen historische Fassade von 1928 erhalten wird. Im Sommer hat Naumann - mit Verspätung - der Stadt den Kaufpreis in Höhe von 1,2 Millionen Euro überwiesen. Dieter Knauer, Geschäftsführer der Immobilien Freistaat Bayern, zeigte sich dann auch zuversichtlich, dass die drei Behörden dort bis Ende 2022 einziehen können. In einer neuerlichen Anfrage bestätigte Knauer am Montag, dass die Immobilien Freistaat mit dem Investor in Kontakt steht, mit dem Ziel, die Behörden des Grünen Zentrums im Spinnereigebäude unterzubringen. "Zwischen dem Freistaat Bayern und dem Projektentwickler besteht eine entsprechende vertragliche Vereinbarung. Sofern dieser nicht imstande sein sollte, das Projekt umzusetzen, müssten alternative Möglichkeiten für die Unterbringung geprüft werden", stellt Knauer fest.

"Die Ungewissheit verunsichert"

Weil von einer Bautätigkeit nichts zu sehen ist, waren die Sorgen in den vergangenen Monaten in Kulmbach wieder gewachsen. Skeptisch sind auch vorhergesehene Mieter. "Die Ungewissheit verunsichert", sagt etwa Guido Winter, der Leiter des Kompetenzzentrums für Ernährung, das im Mönchshof eingemietet ist und den dortigen Mietvertrag vor dem Umzug rechtzeitig kündigen müsste. Wann das der Fall sein wird? Winter weiß es nicht. "Wir hängen in der Luft."

Was die Stadt sagt? Es gestalte sich schwierig, mit Franz Dieter Naumann in Kontakt zu treten, stellt Pressesprecher Jonas Gleich fest. Über den aktuellen Stand wisse man daher nicht Bescheid. Es gebe aber einen Vertrag, "und wir gehen davon aus, dass der Investor diesen auch einhält".

Daran lässt Hans Dieter Naumann keinen Zweifel, wie er der Bayerischen Rundschau auf Anfrage versichert. "Es ist alles am Laufen", sagt der Geschäftsmann, der sich über die Skepsis wundert, die ihm entgegenschlägt. Dass Zweifel an seinem Umsetzungswillen aufgekommen seien, könne er nicht verstehen. "Es ist kein einfaches Projekt. Die Statik ist bei dem alten Industriegebäude das größte Problem. Die haben wir jetzt im Griff", so Naumann, der anführt: "Die Bauaufträge werden vergeben. Wir ziehen das jetzt durch." In der kommenden Woche fänden die abschließenden Gespräch mit dem Abbruchunternehmen statt, dann könnten die Arbeiten beginnen.

Weitere potenzielle Mieter

Der Zeitplan werde sich etwas nach hinten verschieben, weil es ein komplexes Bauvorhaben sei, das dann auch noch in einer "suboptimalen Zeit" durchgeführt werde, in der die Preise am Bau explodierten. "Ich muss natürlich auf die Wirtschaftlichkeit schauen, das ist für mich das Wichtigste", stellt er fest. Nicht wie geplant im Oktober, spätestens aber im ersten Quartal 2023 könnten die ersten Mieter einziehen. Neben den drei Behörden sitze auch die Firma "Dynamic Commerce" mit im Boot. "Wir sind noch mit zwei weiteren Interessenten im Gespräch", teilt Naumann mit, der sich sicher ist: "80 Prozent der Flächen werden schon zum Start belegt sein."