Druckartikel: Was wird aus den leeren Häusern?

Was wird aus den leeren Häusern?


Autor: Dagmar Besand

Stadtsteinach, Donnerstag, 09. März 2017

Die Stadt Stadtsteinach möchte mit staatlicher Hilfe Gebäude in der Forstamtstraße und am Mühlbach kaufen. Ein Förderprogramm könnte das möglich machen.
Mühlbach 18: alte Mühle Foto: Dagmar Besand


Die Kommunen in Nordostbayern müssen seit Jahren erhebliche Bevölkerungsverluste hinnehmen. Die Folge: Viele Gebäude stehen leer, manche sind vom Verfall bedroht, oft sogar im Ortskern. Der Freistaat Bayern möchte diese Entwicklung stoppen und unterstützt mit der Förderoffensive Nordostbayern Kommunen dabei, leerstehende Gebäude zu kaufen und zu sanieren, um eine neue Nutzung zu ermöglichen.

Diese Chance möchte die Stadt Stadtsteinach ergreifen. Die Stadträte haben kürzlich beschlossen, sich mit zwei Projekten um die attraktive Förderung von 90 Prozent der Kosten zu bewerben. Es geht zum einen um den Erwerb, die Sanierung und Umnutzung der Anwesen Forstamtstraße 2 und 3, zum anderen um den Erwerb und (Teil- )Abbruch der Anwesen Mühlbach 18 und 20.

Die Priorität liegt dabei eindeutig auf der Forstamtstraße. Die durch einen Torbogen miteinander verbundenen Gebäude und die dazugehörigen Grundstücke sind für die Stadt besonders attraktiv, weil sie einen Durchgang von der Knollenstraße zum Marktplatz ermöglichen würden und damit einen komfortablen und vor allem direkten Fußweg vom Parkplatz "An der Zaubach" zum Marktplatz. Die beiden Anwesen wurden nach dem Tod der Eigentümerin an die Oberfrankenstiftung vererbt. Diese möchte die Häuser allerdings veräußern, da sie keine Immobilienverwaltung betreibt. Als Kaufpreis hat die Oberfrankenstiftung 120 000 Euro für beide Objekte in den Raum gestellt.

Ideen für eine künftige Nutzung der Häuser gibt es bereits, so Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD): Gedacht ist unter anderem an ein Informationszentrum der Stadt, einen Raum für die Jugend, ein öffentliches WC und Wohnraum für sozial Schwache.

Während die Eigentumsverhältnisse in der Forstamtstraße klar sind, sieht es bei den beiden Anwesen am Mühlbach ganz anders aus. Haus Nummer 20 ist ein Staatserbfall im Eigentum des Freistaats Bayern. Problematisch könnten vor allem die auf dem Grundstück lastenden Grundschulden und Sicherungshypotheken sein. Das Haus ist total verfallen, "ein Schandfleck", so Bürgermeister Wolfrum. Falls die Stadt es kaufen kann, soll es abgebrochen werden. Die entstehende Freifläche könnte dann mit einer Ruhebank, einer Grünfläche und eventuell auch Stellplätzen versehen werden. Denkbar wäre auch, einen Teil der Stadtmauer freizulegen und die Blickbeziehung zur Stadtpfarrkirche beziehungsweise zur Marienkapelle zu verbessern. Der Abbruch würde etwa 15 000 Euro kosten, die Neuanlage der Fläche mit rund 5000 Euro zu Buche schlagen.

Bei dem Anwesen Mühlbach 18 verhält es sich ähnlich. Es handelt sich um eine ehemalige Mühle, die stadtgeschichtlich von gewisser Bedeutung ist. Deshalb möchte die Stadt versuchen, das eigentliche Mühlhaus zu sanieren (Kostenrichtwert 400 000 Euro), während Anbau und Scheune abgebrochen werden müssten (Kosten etwa 20 000 Euro). Als Nachfolgenutzung wären laut Bürgermeister Wolfrum eine Ausstellung der historischen Mühle, Wohnungen oder auch eine Obdachlosenunterkunft vorstellbar.

Für beide Mühlbach-Objekte wurde beim Gutachterausschuss des Landkreises Kulmbach ein Verkehrswertgutachten in Auftrag gegeben. Der Sachverständige Christian Fichtl aus Kulmbach hat sich die Anwesen inzwischen angesehen und festgestellt, dass sich beide in einem verheerenden Zustand befinden. Das Gutachten, das als Basis für die Verhandlungen mit dem Freistaat dienen soll, liegt allerdings noch nicht vor.

Die Anmeldung der beiden Projekte für das Förderprogramm ist umgehend nach der Stadtratssitzung erfolgt, sagte Verwaltungsleiter Florian Puff auf Nachfrage der Bayerischen Rundschau. Ob beide Wünsche förderfähig sind, entscheidet die Regierung von Oberfranken bis Mai. Dann kann die Stadt entsprechende Anträge stellen.
Das Förderprogramm ist auf vier Jahre angelegt. "Die wenigsten Bewerbungen werden gleich im ersten Jahr zum Zug kommen, aber wir möchten auf jeden Fall versuchen, eines oder möglichst beide Projekte im Förderzeitraum bis zum Jahr 2020 bewilligt zu bekommen", so Puff.

Wenn es mit einer 90-prozentigen Bezuschussung klappt, will die Stadt versuchen, aus allen genannten Objekten etwas zu machen. Darin waren sich die Stadträte bei der Vorberatung einig. "Wir sind gewillt, uns um diese Areale zu kümmern. Niemand außer der Kommune kann da irgendetwas machen", so Roland Wolfrum.