Was passiert, wenn der Stromlieferant pleite ist?
Autor: Jürgen Gärtner
Mainleus, Mittwoch, 23. Januar 2019
Die Lichter gingen zwar bei keinem aus, aber über 50 000 Kunden waren von der Pleite der Deutschen Energie GmbH (DEG) betroffen - auch der Markt Mainleus.
50 000 Kunden - diese Zahl nennt zumindest der Bundesverband der Energieabnehmer. Die DEG ging Ende vergangenen Jahres in Insolvenz. Ein Abnehmer von DEG-Strom war auch der Markt Mainleus.
"Wir waren betroffen", bestätigt Bauamtsleiter Hans-Georg Busch, der von einem Novum spricht. Nun müsse sich die Gemeinde einen neuen Versorger suchen. Wer das wird, entscheide der Gemeinderat.
Bis dahin muss sich aber niemand Sorgen machen, dass die kommunalen Lichter dunkel bleiben. Denn mit der Insolvenz greift eine Ersatzversorgung durch einen Anbieter vor Ort (das gilt auch, wenn private Haushalte von so einer Insolvenz betroffen sind). Der Ersatz kommt aber teurer. "Wir haben uns deshalb schon zwei, drei Tage nach der Nachricht mit neuen Anbietern auseinandergesetzt", so Busch. Man versuche, im nächsten Monat einen neuen Versorger zu haben. Zahlen nennt Busch zwar nicht, er schließt einen größeren Verlust durch die Notversorgung aber aus. "Das wird uns nicht in den Ruin führen."
Welchen Anbieter Mainleus wählen wird, das kann Busch nicht sagen. Als großen Vorteil eines lokalen Lieferanten wie die Stadtwerke Kulmbach oder die Eon nennt er die direkten Kontakte. Man kenne sich, Probleme seien schnell per Telefon zu klären. Bei einem Anbieter wie der DEG lande man bei einem Herrn X oder Frau Y am Telefon.
Mainleus hat im Gegensatz zu den meisten Gemeinden den Stromanbieter selbst ausgesucht. Häufige Praxis bei den Kommunen im Landkreis ist es, an sogenannten Strombündelausschreibungen teilzunehmen. Die führt der Bayerische Gemeindetag in Kooperation mit der Kubus GmbH für die bayerischen Kommunen und Zweckverbände durch, erklärt der Kulmbacher Kreisvorsitzende des Gemeindetags, Gerhard Schneider, zugleich Bürgermeister von Himmelkron. Dass einmal ein Stromlieferant insolvent gehen kann, ist laut Schneider nie ganz auszuschließen. "Da steckt man nicht drin."
Bis auf Mainleus sind im Landkreis Kulmbach keine weiteren Städte und Gemeinden von der DEG-Pleite betroffen. Fast hätte es aber Marktleugast erwischt. Denn die Frankenwald-Gemeinde hatte bis 31. Dezember 2018 einen Vertrag mit der DEG. "Seit 1. Januar haben wir einen neuen Lieferanten", erklärt Norbert Taig von der Liegenschaftsverwaltung des Marktes. Der Wechsel zu dem anderen Anbieter sei nach einer turnusgemäßen Ausschreibung erfolgt, von der Insolvenz der DEG habe man gar nichts mitbekommen.
Die Stadtwerke Kulmbach - selbst Energielieferant - haben dagegen von der Insolvenz der DEG gewusst und einen großen Vorteil gegenüber solchen Mitbewerbern: "Wir können nicht pleitegehen, weil wir zu 100 Prozent Eigentum der Stadt sind. Das ist ein Herausstellungsmerkmal", betont Werkleiter Stephan Pröschold. Das ist aber nicht der einzige Vorteil, den er sieht: "Wir haben als ortsansässiges Unternehmen natürlich Mitarbeiter aus der Region, die den Kunden bekannt sind. Das ist ein ganz anderes Vertrauensverhältnis als in einem Call-Center anzurufen mit langen Telefon-Warteschleifen und immer anderen Ansprechpartnern."