Druckartikel: Was ist eigentlich dekadent?

Was ist eigentlich dekadent?


Autor: Peter Müller

Kulmbach, Montag, 23. April 2018

Die Geissens, die als "schrecklich glamouröse Familie" im Fernsehen mit ihren Millionen protzen, gelten gemeinhin als dekadent.
Pomp und Prunk im Schloss Sanssouci: König Friedrich II. hat sich seinen Reichtum teils mit unlauteren Mitteln "erarbeitet".Peter Müller


Doch was ist das eigentlich, ausschweifend, verschwenderisch? Wenn sich Carmen Geiss ihre Füße mit Weißwein kühlt? Wenn sich Lady Gaga zur Unterhaltung 27 Koi-Karpfen à 60 000 Dollar kauft?

Vergessen Sie es. Nach einem Kurzurlaub in Potsdam, wo der Besuch des Schlosses Sanssouci ("ohne Sorge") Pflicht ist, lässt sich Dekadenz gut einordnen. König Friedrich II., Literat, Kunstverehrer und Hundeliebhaber, lebte selbst zwar bescheiden; dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, nur für sich allein und ausgewählte Gesprächspartner das Rokoko-Monument in einem 400 Fußballfelder großen Park bauen zu lassen - als Sommerresidenz!

Die Bauzeit betrug zwei (!) Jahre (1745 - 1747), das weitaus größere, prunkvollere Neue Palais war in sechs Jahren fertig.

Doch woher kam das viele Geld? Ganz einfach: Der "Alte Fritz" belegte die eroberten Territorien mit horrenden Abgaben und war außerdem als Falschmünzer tätig. Wie viele Bauern unentgeltlich an seinen Schlossanlagen schuften mussten, will ich gar nicht wissen.

Da lobe ich mir Robert Geiss: Er hat seine Millionen wenigstens mit ehrlicher Arbeit verdient.