Was den Burghaigern gewaltig stinkt
Autor: Stephan Tiroch
Burghaig, Mittwoch, 04. Dezember 2019
Der Bauklotz, Straßen und Verkehr - bei der Bürgerversammlung der SPD in dem Kulmbacher Ortsteil bestand erheblicher Gesprächsbedarf.
In Burghaig hat sich einiges angestaut. Es besteht Gesprächsbedarf. Das ungeliebte Bauvorhaben gegenüber der Schule war die Initialzündung. Und jetzt machten die Burghaiger ihrem Ärger bei einer Bürgerversammlung Luft. Zielscheibe der Kritik: die Stadt.
Ins Sportheim der Fußballer eingeladen hatte die Kulmbacher SPD. Das Lokal war rappelvoll, es mussten immer mehr Stühle reingetragen werden. Das Bauprojekt von Maximilian Fießmann - am Dienstagabend nicht anwesend - bringt die Menschen auf die Palme. Wie vor vier Wochen, als über 150 Burghaiger gegen das moderne, viergeschossige Gebäude mit elf Wohnungen, Penthouse und Flachdach demonstrierten. Nach Ansicht der Kritiker zerstört das Haus mit seiner städtischen Bauweise den Dorfcharakter: "So ein Kasten passt nicht hierher."
Als merkwürdig bezeichnete es SPD-Stadtratsfraktionsvorsitzender und OB-Kandidat Ingo Lehmann, dass das umstrittene Bauvorhaben zunächst von allen Fraktionen, auch von CSU und WGK, kritisch gesehen worden sei. Im Stadtentwicklungsausschuss sei man sich einig gewesen, "dass es so nicht gebaut werden soll, weil es nicht in den dörflich geprägten Stadtteil passt". Vorstellbar wäre gewesen: ein Pultdach und ein Stock weniger. Der OB habe mit dem Investor geredet - ergebnislos.
Das Projekt, so Lehmann, sei dann in der Oktobersitzung des Stadtrats unverändert präsentiert und mehrheitlich - "Gegenstimmen kamen von der SPD und von den Grünen" - genehmigt worden. Warum es vor dem Stadtratsbeschluss nicht wie in Höferänger oder Weiher einen Ortstermin in Burghaig gegeben habe, konnte keiner beantworten.
Ralf Kneitz, der die Protestversammlung am 8. November organisiert hatte, rief dazu auf, bei OB und Stadträten weiter Präsenz zu zeigen, "damit Burghaig so bleibt, wie wir es lieben". Er habe seither mehrmals im Rathaus angerufen und nach dem versprochenen Ortstermin mit Verkehrsschau gefragt. Er sei nur vertröstet worden. "Aber da dürfen wir nicht nachlassen", sagte er.
Erika Brose vermisste eine öffentliche Stellungnahme von OB Henry Schramm (CSU) zu dem Bauprojekt. Sie wunderte sich, dass der Oberbürgermeister, der bei der Demonstration verreist war, "sich nicht mehr zu dem Thema geäußert hat".
Matthias Meußgeyer, örtlicher SPD-Stadtrat aus Burghaig, kritisierte: "Manche im Stadtrat haben noch nicht verstanden, worum's den Bürgern geht." Er wundere sich über Äußerungen wie: Man müsse auch mal ein Gebäude akzeptieren, wenn es ein Stockwerk höher wird (Ralf Hartnack, WGK). Oder über Schramms Aussage, dass ihm angst und bange werde, weil Bauprojekte schlechtgeredet und schlechtgeschrieben würden und dagegen demonstriert werde. Meußgeyer: "Wir sind nicht in der Türkei und nicht im Putin-Land. Man darf auch mal dagegen sein."