Druckartikel: Wahlkreis Kulmbach: Dame sticht Buben, oder was?

Wahlkreis Kulmbach: Dame sticht Buben, oder was?


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Freitag, 17. März 2017

MdB Emmi Zeulner tritt im Herbst gegen sieben Männer an. Es scheint nahezu aussichtslos, die CSU-Abgeordnete auszustechen. Oder hilft das "As" Schulz?
Im September wird ein neuer Bundestag gewählt. Im Wahlkreis Kulmbach treten acht Direktkandidaten an - eine Frau und sieben Männer. Foto: Andreas Lander/dpa


18, 20, passe: Skat wurde kürzlich in Deutschland als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Was aber dem Laien auch nicht viel hilft, denn er tut sich schon schwer, überhaupt die Regeln des traditionsreichen Kartenspiels zu kapieren.

Viel einfacher haben es die Wähler, die am 24. September aufgerufen sind, bei der Bundestagswahl ihr Kreuzchen zu machen. Sie haben zwei Stimmen zu vergeben: für eine Partei und für einen Kandidaten. Um das Direktmandat im Wahlkreis Kulmbach, zu dem auch der Kreis Lichtenfels und 19 Gemeinden im Landkreis Bamberg gehören, bewerben sich - um in der Skatsprache zu bleiben - eine Dame und sieben Buben.

CSU: Emmi Zeulner
Wir wissen nun nicht, ob die Dame beim Kulturerbe-Kartenspiel den Buben sticht. Aber bei der Bundestagswahl dürfte es für die Mitbewerber nahezu aussichtslos sein, die CSU-Abgeordnete auszustechen: Emmi Zeulner (29) hat beste Chancen, ihren Wahlsieg von 2013 zu wiederholen. Die ehemalige Lichtenfelser Korbstadtkönigin holte mit 56,90 Prozent unangefochten das Direktmandat. Bei der CSU ist Zeulner, seit Dezember Mutter einer kleinen Frida (Vater ist der Kronacher CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner), unumstritten. Sie hat sich als bodenständige Abgeordnete und als Gesundheitspolitikerin einen Namen gemacht.

SPD: Thomas Bauske
Aufwind verspürt SPD-Kandidat Thomas Bauske. Womit bei seiner Nominierung im November nicht zu rechnen war: Er hofft darauf, vom Schulz-Effekt zu profitieren und ein gutes Ergebnis einzufahren. Der 44-jährige Oberstudienrat (Deutsch, Erdkunde, Sozialkunde) am Graf-Münster-Gymnasium in Bayreuth dürfte Erster der Herausforderer werden. In der Gesamtwertung also Platz 2 für den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bayreuther Stadtrat, der außerdem den Awo-Kreisverband Bayreuth-Stadt führt und mit seiner Partnerin ein Kind hat.

AfD: Georg Hock

Rang 2 will dem SPD-Mann die AfD mit ihrem Kandidaten Georg Hock streitig machen. "Einen 2. Platz hinter Emmi Zeulner von der CSU strebe ich schon an", sagt der AfD-Kreisvorsitzende aus Kulmbach. Er war schon 2013 Direktkandidat - damals holte die AfD 3,96 Prozent der Stimmen. Der studierte Betriebswirt und Unternehmensberater ist geschieden und Vater dreier erwachsener Kinder.

Grüne: Markus Tutsch
Für die Grünen geht Markus Tutsch ins Rennen. Der 47-jährge Unternehmer wohnt seit zwei Jahren im Kulmbacher Stadtteil Kirchleus. Seine 2004 gegründete Firma STS Textiles im sächsischen Grünbach stellt Heimtextilien her und beschäftigt 40 Mitarbeiter. Wirtschaft und Energie sind die Kernthemen des früheren Münchbergers. Tutsch, so seine Parteifreunde, verkörpere die Ideale der Grünen: "Nachhaltigkeit ist möglich. Ökonomie und Ökologie gehören zusammen."

FW: Klaus Georg Purucker
Ebenfalls ein Unternehmer kandidiert für die Freien Wähler, die wieder - Kandidat 2013: Philipp Simon Goletz - in Untersteinach fündig geworden sind: Klaus Georg Purucker (48) - verheiratet, zwei Kinder - ist ein politischer Neuling. Der Chef eines mittelständischen Handwerksbetriebs aus der Maschinenbau- und Metallbranche mit 45 Beschäftigten ("Wir sind Zulieferer der Automobilindustrie") bezeichnet die Freien Wähler als "echte Alternative" für die Leute, "die mit den großen Parteien unzufrieden sind". Der gebürtige Bayreuther, der seit 20 Jahren in Untersteinach wohnt, glaubt, "dass die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen ist".

FDP: Stefan Wolf
Auf die Jugend setzt die FDP mit dem 25-jährigen Bezirksvorsitzenden der Jungen Liberalen, Stefan Wolf aus Gundelsheim (Landkreis Bamberg). Der demografische Wandel und die Gesundheitspolitik zählen zu Wolfs Schwerpunkten. "Wir benötigen ein Gesundheitssystem, das auf das Wohl der Patienten ausgerichtet ist und das nicht vorschreibt, wie häufig ein Patient Krankengymnastik im Quartal bekommen darf", so der Psychologiestudent. Er könne Jugendliche für die Politik begeistern, meint Bezirksvorsitzender Thomas Nagel.

Die Linke: Stefan Franzke
Die Linke tritt mit Stefan Franzke aus Rödental (Landkreis Coburg) an. Der Eisenbahner, Betriebsrat und Gewerkschafter - verheiratet, zwei Pflegekinder - engagiert sich auch in der evangelischen Kirche und setzt sich besonders für die Interessen von Arbeitnehmern, Rentnern und Erwerbslosen ein.

ÖPD: Thomas Müller
Mit Thomas Müller aus Burgkunstadt bringt die ÖDP einen erfahrenen Kandidaten. Der 61-jährige Apotheker - verheiratet, zwei Kinder - führt seit 1999 den ÖDP-Kreisverband. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind seine Ziele. Die Politik müsse sich am Gemeinwohl orientieren, so Müller: "Leider sind wir davon weit entfernt."

NPD: Fehlanzeige
Im Kartenspiel fehlt heuer die NPD. Laut Landesgeschäftsführer Axel Michaelis, Pommersfelden (Landkreis Bamberg), verzichtet seine Partei auf Wahlkreiskandidaten und tritt in ganz Bayern nur mit einer Landesliste an. Aufgrund des erst im Januar entschiedenen Verfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht, das ein Verbot der NPD abgelehnt hat, wäre die Vorbereitungszeit zu kurz gewesen.