Von Brandstiftern und Löschmeistern
Autor: Dietmar Hofmann
Petzmannsberg, Mittwoch, 13. Februar 2013
Egal, wo Simon Moritz am Mittwochabend auch hinblickte - nach Brüssel, Berlin, München oder ins Kulmbacher Rathaus - überall machte er nur "Scheinpolitik" aus. "Es muss sich was ändern", rief der SPD-Bundestagskandidat den Zuhörern beim Aschermittwochstreffen im prall gefüllten "Weberhof"-Saal zu.
Mit Spannung verfolge er die neue Strategie der Kulmbacher CSU, "bei den wichtigen Wahlen dieses Jahres auf Kandidaten zu setzen, die nicht aus unserem Landkreis kommen". Dabei wäre es für die Kulmbacher Region wichtig, wieder im Bundestag vertreten zu sein. Die CSU sollte den Bundeswahlkreis "nicht automatisch als Erbhof betrachten", zumal durch den selbst verschuldeten Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg "viele große Erwartungen enttäuscht" worden seien.
Er erwarte bei der Bundestagswahl ein Duell auf Augenhöhe und einen spannenden Kampf um die Erststimmen, sagte der "einzige Kulmbacher Kandidat einer großen Partei".
Niedersachsen könne Beispiel für Bayern sein. Dort habe die SPD ohne Regierungsbonus und ohne Rückenwind aus Berlin, aber dafür mit seriöser Sachpolitik gerade bei jungen Wählern punkten können.
Zwar sei die politische Einigung Europas ein großes Glück und die Grundlage für Frieden und Wohlstand in Europa, doch dürfe man beim inflationären Umgang mit den Rettungspaketen nicht aus den Augen verlieren, dass sich an der eigentlichen Ursache der Krise, nämlich der Zügellosigkeit auf dem Finanzmarkt nichts geändert habe.
Die in Brüssel geplante Privatisierung der europäischen Trinwasserversorgung sei von den Konservativen im Europaparlament ausgedacht worden. "Und in Bayern spielen die Brandstifter wieder einmal die Löschmeister," sagte er zum Vorhaben des Kulmbacher Stadtrats, eine "staatsmännische Resolution" gegen genau diese Pläne zu verabschieden. "Da verstehe ich die Welt nicht mehr".
Absurd sei die Haushaltsdebatte im Stadtrat gelaufen. "Da haben wir einen gerade erst wiedergewählten OB mit einer noch sicheren Stadtratsmehrheit, der der ganzen Welt erklärt, warum in Kulmbach nichts mehr geht. Und dann wird eine Opposition, die bereit ist, über Einsparpotenziale zu reden, zerredet und schlecht gemacht."
MdL Inge Aures ("Wir geben nichts auf Umfragen") schwor die Kulmbacher Sozialdemokraten auf Geschlossenheit in den bevorstehenden Wahlkämpfen ein. "Runter vom Sofo, weg vom Computer, hin zu den Menschen", laute die Devise. Viel Beifall erhielt Ingo Lehmann, der nach längerer Krankheit auf die politische Bühne zurückkehrte.