Druckartikel: Vom eigenen Auto angezählt

Vom eigenen Auto angezählt


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Montag, 24. Mai 2021

Das Auto agiert selbstständig. Die Besitzerin ist irritiert.
Symbolbild: Archiv


Braucht mich auf dieser Welt überhaupt einer?

Diese Frage stellt man sich gelegentlich. Zum Beispiel dann, wenn im Mail-Postfach eine Nachricht landet, in der steht, dass sich das eigene Auto selbstständig bei der Werkstatt gemeldet hat: Die Inspektion ist fällig.

Nun war mir, als ich jenes Auto kaufte, schon klar, dass es auf geheimnisvolle Weise ohne mein Zutun zu kommunizieren vermag. Dass es also bei einer Panne möglichen Helfern meinen Standort durchgeben oder nach einem Unfall Hilfe holen kann. Vielleicht auch der Polizei einen kleinen Tipp gibt, wenn ich wieder einmal ein bisschen zu zügig unterwegs war. Was weiß man schon?

Nun also findet mein Auto, dass es Zeit ist für eine Inspektion. Ich werde nicht gefragt. Mir ist es letztlich auch egal. Ich muss ja nur in der Werkstatt anrufen und einen Termin ausmachen.

Die Mitarbeiterin am Telefon ist wie gewohnt sehr freundlich. Sie fragt nach dem Kennzeichen des Autos und dem Kilometerstand. Dann will sie wissen, wann genau die Inspektion denn fällig ist. Wie jetzt? Jetzt halt!

Nein, sagt die freundliche Mitarbeiterin. Da müsste ich schon warten, bis mein Auto mir das sagt. "Das zählt die Tage runter, wenn es so weit ist." Was das Auto kurz darauf in der Tat auch macht.

Ich komme mir ein bisschen überflüssig vor seither. Angezählt. Vom eigenen Auto. Irgendwann wird es mir sagen: "Drei, zwei, eins, null - Du bist raus!" Und sich ohne mich auf den Weg machen nach irgendwohin.

Das nennt man dann wohl: autonomes Fahren.