Volksbegehren: Shitstorm in Kulmbacher Schule
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Dienstag, 05. Februar 2019
Weil Elternbeirat und Biologielehrer des MGF-Gymnasiums dazu aufriefen, beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" zu unterschreiben, machten Bauernverband, CSU und Freie Wähler Druck. Dazu auch unser Kommentar.
Mülltrennung im Klassenzimmer, der "Kulmbecher" als Alternative zum Wegwerf-Kaffeebecher, Streuobstwiese, Nistkästen und heuer eine Bienenweide - das MGF-Gymnasium hat sich das Prädikat einer Umweltschule verdient. Ganz klar eine gute Sache, Verantwortung für Natur und Umwelt zu übernehmen. Das ist als Bildungs- und Erziehungsziel in der Verfassung des Freistaats verankert. Dafür kann man aber auch geprügelt werden.
Was ist passiert? Die Fachschaft Biologie an der von der Staatsregierung mehrfach ausgezeichneten Umweltschule rief in einem Elternbrief dazu auf, beim Volksbegehren "Artenvielfalt - Rettet die Bienen!" zu unterschreiben. Unabhängig davon machte sich der MGF-Elternbeirat auf der Homepage der Schule ebenfalls für das Volksbegehren stark.
Bischof bis Börsenguru
Biolehrer und Elternbeirat wussten sich in guter Gesellschaft. Denn das von der kleinen ÖDP initiierte Volksbegehren, das eine Veränderung des bayerischen Naturschutzgesetzes erreichen will, wird von einem breiten Bündnis getragen: von den Grünen bis zum Landesbund für Vogelschutz, von evangelischen Kirchengruppen bis zum Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und vom Nürnberger OB Ulrich Maly bis zum Kulmbacher Börsenguru Bernd Förtsch ("Wenn wir auf unsere Politiker warten ... wird es vielleicht keine Bienen mehr geben").
Etwa 200 Verbände, Personen und Parteien machen mit. Man könnte meinen, dass nur CSU, Freie Wähler und der Bayerische Bauernverband (BBV) fehlen. Sie kritisieren, dass mit dem Volksbegehren einseitig gegen die konventionelle Landwirtschaft Stimmung gemacht wird.
Als der Appell von Fachschaft und Elternbeirat vergangene Woche die Runde machte, brach hinter den Kulissen ein - sagen wir: Shitstorm los. Die Schule bekam Anrufe und E-Mails vom BBV und von Politikern der CSU und der Freien Wähler. Und das MGF wurde im Kultusministerium angeschwärzt.
Es stellt sich die Frage: Fällt der Appell unter die Meinungsfreiheit? Oder wurde die Neutralitätspflicht der Schulen verletzt, die das Bayerische Erziehungs- und Unterrichtsgesetz verlangt? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, wenn man mit Experten spricht. Hier existiert offenbar eine Grauzone.
Schärfe rausnehmen
Mit dem Abstand einiger Tage will Schulleiter Horst Pfadenhauer die Schärfe aus der Diskussion nehmen. Das MGF sei eine engagierte Umweltschule, sagt er auf Anfrage. Man setze sich seit Jahren für Artenvielfalt und Bienenschutz ein. Daraus "resultierte die Bitte der Biologiefachschaft und der Umweltgruppe mit Unterstützung des Elternbeirats, das namensgleiche Volksbegehren zu unterstützen". Natürlich sei man sich des Neutralitätsgebots bewusst, "wir waren aber der Überzeugung, mit dem Schreiben an die Eltern eine Form gefunden zu haben, wie wir einem wichtigen Bildungs- und Erziehungsziel besonders gut gerecht werden können".