Druckartikel: Vier Wände fürs Glück

Vier Wände fürs Glück


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Freitag, 14. Januar 2022

Das Kulmbacher Übergangswohnheim ist eine provisorische Unterkunft, kein Zuhause. Doch eine Wohnung zu finden, scheint für die afghanischen Ortskräfte fast unmöglich.
Ein schönes Zuhause: Hier lebte eine der Kulmbacher Ortskräfte-Familien bis zu ihrer Flucht vor den Taliban.


Das Inserat in der Zeitung klingt vielversprechend - diese Wohnung wäre ideal für die Familie. Ein Anruf: Ja, sie ist noch zu haben. Dann die Ernüchterung: Als der Vermieter hört, dass die Anruferin die Wohnung nicht für sich, sondern für eine Familie aus Afghanistan sucht, gibt es keinen Besichtigungstermin.

Man habe ja nichts gegen Ausländer, aber Afghanen? Die wolle man nicht.

Diese Situation ist nicht fiktiv. Magdalena Pröbstl, die vier afghanischen Ortskräfte-Familien helfen möchte, aus dem Übergangswohnheim raus und in eine eigene Wohnung zu kommen, hat das mehrfach erlebt. Dass freie Wohnungen in Kulmbach derzeit rar sind, macht es nicht leichter.

Freilich hat jeder Hausbesitzer das Recht, sich auszusuchen, wem er seine Wohnung überlassen möchte. Ob Menschen angenehme, rücksichtsvolle und zuverlässige Zeitgenossen - kurz: die perfekten Mieter - sind, hängt von vielen Eigenschaften ab, aber ganz sicher nicht von ihrer Hautfarbe oder Staatsangehörigkeit. Großmäuler, Krawallmacher, Messies und Streithähne gibt es unter den Deutschen ebenso wie unter den Ausländern. Das hört mancher nicht gern, wahr ist es trotzdem.

In Gesprächen über die Zugewanderten schwingt oft ein Hauch von Arroganz mit. Sie müssten sich halt integrieren! Stimmt. Aber sie brauchen dafür unsere Hilfe. Wir vergessen oft, wie groß die Anpassungsleistung ist, die wir von ihnen erwarten. Auch für die Ortskräfte, zum Teil studierte und erfahrene Fachleute auf ihren Gebieten, ist es schwer, sich im fremden Land zurechtzufinden.

Ein richtiges Zuhause mit etwas Ruhe und Privatsphäre zu haben, würde ihnen das Gefühl geben, angekommen zu sein und neu anfangen zu können. Doch dieses Zuhause zu finden, ist schwer.