Vielleicht braucht's mal wieder eine Satz von oben
Autor: Dietmar Hofmann
Kulmbach, Sonntag, 05. April 2020
Geht die Krise vielen Menschen am Allerwertesten vorbei? Es gibt Anzeichen, dass dies so sein könnte. Auch in der Region.
In diesen Zeiten ist man dankbar für jedes Fünkchen Normalität. Für das Zwitschern der Vögel im Morgengrauen zum Beispiel, das Summen der Bienen im blühenden Gebüsch oder das unaufhaltsame Erwachen der Natur. Und am Friedhof werden unbeirrt weiter die Plastikteile auf den Komposthaufen geworfen. Alles wie immer, möchte man meinen.
Ausländer werden gebraucht
Und wir lernen Dinge dazu, die von manch einem in normalen Zeiten bestritten, ja geradezu geleugnet werden. Dass ohne die fleißigen Menschen aus dem Ausland bei uns viele Dinge schlichtweg kollabieren - man sehe sich nur die derzeitige Lage in der Pflege oder in der Landwirtschaft an.
Am Sonntag wurde mit bewusst, dass es - leider - immer noch viel zu viele Menschen gibt, denen die Krise am Allerwertesten vorbeigeht. Vor zwei Wochen, kurz nach dem Verkünden der Ausgangsbeschränkung, herrschte auf den Straßen zwischen Thurnau und Kulmbach gähnende Leere. Die meisten hielten sich an die Ansagen und blieben zu Hause.
Am späten Vormittag fuhr ich wieder zum Sonntagsdienst in die Redaktion. Raten Sie mal, wie viele Autos mir da auf den 14 Kilometern entgegenkamen: 5, 15, 25? Weit daneben. Es waren exakt 36 - ich habe mitgezählt.
Da kommt Bußgeld in die leeren Kassen
So etwas macht mich schon nachdenklich. Ebenso wie die auffallend vielen Polizeimeldungen aus anderen Landkreisen, in denen von Grillpartys mit Dutzenden Menschen oder geöffneten Gaststätten berichtet wurde. Na ja, wenigstens kommt durch die Bußgelder Geld in die leeren Kassen.
Vielleicht braucht es mal wieder einen klaren Satz von oben. Dann bitte auch zu der Frage, ob man trotz Corona auf die Kompostieranlage darf. Im Landkreis Kulmbach ist das Grüngutentsorgen erlaubt, im benachbarten Kronach strikt verboten.