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Viel Rauch um nichts in Fassoldshof


Autor: Jürgen Gärtner

Fassoldshof, Montag, 14. Juli 2014

Immer wieder mussten Wehren in den vergangenen Wochen zu den Gebäuden der Kinder- und Jugendhilfe in Fassoldshof ausrücken. Dort hatte sich ein Jugendlicher einen Spaß daraus gemacht, die Brandmeldeanlage auszulösen.
Zigarettenrauch hat schon mehrmals Feueralarm in Fassoldshof ausgelöst. Foto: Matthias Beetz


Eigentlich ist es ja ein gutes Zeichen, dass die Brandmeldeanlage in der Kinder- und Jugendhilfe Oberfranken in Fassoldshof so empfindlich reagiert und schnell Alarm auslöst. So können sich Rettungskräfte im Ernstfall rechtzeitig an die Feuerbekämpfung machen. Nur: In den vergangenen Wochen kam es immer wieder vor, dass das Warnsystem absichtlich aktiviert wurde. Und das teilweise nicht nur einmal am Tag - sondern wie zur Rothwinder Kerwa drei Mal.

Für Kreisbrandrat Stefan Härtlein sind solche Einsätze "keine beglückende Geschichte". Zumal wenn Mutwilligkeit hinter den Alarmierungen stecke, sei das weder für Polizei noch die Feuerwehren schön, vor allem, wenn sie öfter umsonst ausrücken müssen. Er wisse aber um die Jugendlichen aus Fassoldshof, "die manchmal einfach nicht hören".

Warnmelder anders einstellen

Das ist aber nur die eine Seite.

Auf der anderen Seite müsste die Anlage so eingestellt werden, dass es so schnell keine Fehlalarmierungen gibt, stellt Härtlein klar. "Man kann die Warnmelder entsprechend konfigurieren, dass sie auf Hitze oder Rauch reagieren. Auch die Empfindlichkeit kann man einstellen."

Bei den Anwohnern bittet der Kreisbrandrat um Verständnis: "Wenn ein Alarm ausgelöst wird, muss man sich so schnell wie möglich zum Brandort. Und wenn man dabei Sonder- und Wegerechte nutzt, muss man laut Straßenverkehrsordnung mit Martinshorn fahren."

Eine Frage ist auch, wer die Lohnausfall- und Einsatzkosten trägt. In der Regel ist das die Gemeinde - wenn es sich um einen regulären Alarm handelt. Ist es dagegen ein klassischer Fehlalarm, zum Beispiel durch Rauchentwicklung bei Wartungs- oder Reparaturarbeiten, dann wird der Betreiber der Anlage zur Kasse gebeten, erklärt der höchste Feuerwehrmann im Landkreis.

Im Fall der Kinder- und Jugendhilfe Oberfranken in Fassoldshof, die zur Rummelsberger Diakonie gehört, sieht sich Bürgermeister Dieter Adam etwas in der Zwickmühle. "Wir haben eigentlich ein gutes Verhältnis zu den Rummelsbergern", stellt er fest. Deshalb habe die Gemeinde bislang eine Kulanzregelung angewandt: Wenn es einmal eine Fehlalarmierung gegeben habe, wurde ein Auge zugedrückt und nichts berechnet.

Die Betonung liegt hier auf einmal. Nachdem es jetzt aber häufiger vorgekommen ist, dass die Wehr umsonst ausrücken musste, werde geprüft ob technische Defekte, grobe Fahrlässigkeit oder Absicht vorliegen und man die Verursacher beziehungsweise Verantwortlichen in Regress nehmen kann. Allein für die örtliche Wehr Rothwind-Fassoldshof werden pro Einsatz etwa 300 Euro fällig.

Unbedingt anbinden?

Doch das ist natürlich für den Bürgermeister auch nicht die Lösung. Für ihn - ebenso wie für den Kreisbrandrat - stellt sich die Frage, ob die Rauchmelder in der Einrichtung zwingend an die Integrierte Leitstelle in Bayreuth angeschlossen sein müssen, bei der der Alarm eingeht und die dann den Rettungsapparat in Bewegung setzt.
"Es muss ja schließlich immer jemand die Jugendlichen betreuen. Der könnte bei einem Alarm nachschauen und im Ernstfall die Feuerwehr rufen", ist der Vorschlag von Dieter Adam. So könne vermieden werden, dass die Einsatzkräfte umsonst ausrücken.

Dass es mehr als ärgerlich ist, wenn absichtlich Alarm ausgelöst wird, bestätigt der Kommandant der Feuerwehr Rothwind-Fassoldshof, Jochen Schneider. "In der Zeit könnte ja wirklich was passieren, für das die Einsatzkräfte, vor allem der Rettungsdienst, gebraucht werden."

Schon rund 15 Mal sei die Feuerwehr heuer zur Jugendheimstätte, mit deren Verwaltung man ein gutes Verhältnis pflege, ausgerückt. Meist sei die Wehr nach dem Zurücksetzen der Anlage unverrichteter Dinge wieder abgezogen.

Wieder Ruhe

Die Zeit der absichtlichen Feueralarme ist wohl aber vorbei, erklärt Fritz Glock, der Regionalleiter Oberfranken der Rummelsberger Diakonie. Denn der junge Mann, der die Brandmelder absichtlich mit Zigarettenrauch ausgelöst hatte, hat die Einrichtung in Fassoldshof verlassen. "Seitdem ist Ruhe", sagt Glock.

Zudem gibt es nach den Worten von Fritz Glock nun Überlegungen, die Anlage so zu justieren, dass nicht so leicht Fehlalarm ausgelöst werden kann. Das muss aber mit der Genehmigungsbehörde, dem Landratsamt, abgesprochen sein.

Wenn die Maschinerie anläuft ...

"Wir überprüfen in diesem Zusammenhang auch, ob eine Alarmbestätigung beziehungsweise das selbstständige Abstellen des Alarms möglich ist." Das sei aber schwierig, weil eine Aufschaltpflicht auf das Alarmierungssystem der Integrierten Leitstelle in Bayreuth bestehe. "Und wenn die Maschinerie dort einmal angelaufen ist, dann ist die Logistik nicht mehr zu stoppen." Sprich: Feuerwehr und Polizei müssen anrücken. Sein Dank gilt hier allen Einsatzkräften: "Auch wenn es nur ein Fehlalarm ist."
Wer die Kosten für die Einsätze tragen wird, das kann Glock schon vermuten: "Die Jugendlichen haben nichts, da ist keinerlei Vermögen im Hintergrund. Wenn, dann wird wohl unsere Einrichtung in Fassoldshof auf den Kosten sitzen bleiben."