Viel Lärm um viel Lärm in Trebgast
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Dienstag, 19. Juni 2018
Die Anwohner rund um den Trebgaster Badesee beschweren sich über zunehmende Musikbelästigung.
Trebgaster Bürger machen mobil gegen den (Musik-)Lärm am Badesee. Sie überreichten Bürgermeister Werner Diersch (SPD/WG) eine Unterschriftenliste, die sich gegen die verstärkt auftretende Belästigung durch Musikveranstaltungen am Badesee richtet. Die zwölf Unterzeichner prangern dabei die zunehmend extrem laute Musik bei Veranstaltungen an, die nicht im Veranstaltungskalender der Gemeinde stehen, sondern vom Kiosk-Betreiber durchgeführt und in einschlägigen Plattformen beworben werden.
Beispielhaft wird das Event "Trebgast tanzt" angeführt, bei dem am 29. April von 13 bis 23 Uhr ohne jegliche Pause die Bässe wummerten. Bei anderen Abendveranstaltungen, die teilweise bis morgens um drei Uhr dauern, ist nach Aussage der Beschwerdeführer ein sommerlicher Aufenthalt und auf der Terrasse schlichtweg nicht möglich und an Schlaf gar nicht zu denken.
Der Bürgermeister zitierte aus dem Schreiben: "Das ist Ruhestörung in reinster Form, eine Zumutung für die Bürger, und wird von uns nicht weiter geduldet und akzeptiert." Weiter heißt es: Eventuelle Einnahmen für die Gemeinde aus zusätzlicher Umsatzpacht dürfen für eine Genehmigung solcher Veranstaltungen nicht in Betracht kommen, denn damit wird die Wohn- und Lebensqualität der Bürger quasi verkauft.
Die Kritik richtet sich dabei nicht gegen die wenigen Großveranstaltungen wie Seefest und Beach-Clubbing. Gegenstand der Beschwerde sind ausschließlich die extrem lauten Musikveranstaltungen des "Sun Valley", beispielsweise die sogenannten Cocktailabende und privaten Feiern. Aber auch an den Wochentagen vor und nach dem Seefest-Wochenende hat es angeblich teilweise Vollbeschallungen gegeben.
Man solle sich einmal vorstellen, was in Trebgast los wäre, wenn theoretisch alle Gastronomen im Ort ähnlich handeln würden, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: "Der Pächter kann das ganze Jahr über, 365 Tage rund um die Uhr seine Brötchen verdienen, solange der Lärmschutz der Bürger gemäß den gesetzlichen Bestimmungen für Gastronomiebetriebe im Freien gewährleistet ist." Die Unterzeichner sind der Meinung, dass es notwendig wird, der bisher geübten Praxis Einhalt zu gebieten, bevor der Badesee zum ständigen Eventsee wird.
Zu berücksichtigen ist dabei nicht nur die Lärmbelästigung durch die Musik, sondern auch die Belästigung durch den kompletten Pkw-Verkehr, der einmal durch den ganzen Ort zum See und in den Morgenstunden lautstark wieder zurück muss.
Die Beschwerdeführer bitten den Bürgermeister, behördlich feststellen zu lassen, inwieweit durch x-beliebige Veranstaltungen die allgemeinen bayerischen Lärmschutzgesetze, insbesondere die absolute Nachtruhe ab 24 Uhr, ausgehebelt oder umgangen werden können. Außerdem bitten sie um Information, ob neben den im Veranstaltungskalender der Gemeinde aufgeführten Terminen weitere Musikveranstaltungen der Firma "Sun Valley" am Badesee genehmigt wurden.
Bürgermeister Werner Diersch nannte als genehmigte Termine am See den 29. April ("Trebgast tanzt") und 16. Juni ("Nacht am See"). Die Gemeinde genehmige Veranstaltungen nicht leichtfertig und "en masse". "Finanzielle Interessen der Gemeinde spielen dabei natürlich keine Rolle." Er verwies darauf, dass in den Genehmigungen immer auf die Einhaltung der Lärmschutzverordnung hingewiesen wird. "Werden dann die darin vorgeschriebenen 65 dB überschritten, sind aber nicht der Bürgermeister oder die Gemeinde Ansprechpartner für eine Beschwerde. Dafür ist dann die Polizei zuständig."
Günther Teufel (CSU/NWG) bekommt den Musiklärm nicht so sehr mit. "Aber der geballte, auch der fußläufige, Rückreiseverkehr kostet mich immer zwei Stunden Schlaf." Martin Sesselmann (SPD/WG) sieht zwar auch die Lärmbelästigung im Ort. Ihm kommt es aber nicht so sehr auf die Anzahl, sondern um die Länge der Veranstaltungen an. Außerdem stören ihn die Entscheidungsprozesse, die am Gemeinderat vorbeigehen. Hier wünschte er sich mehr Einblicke und Informationen. Eventuell sollte der Kulturausschuss beteiligt werden und Richtlinien festlegen.
Zweiter Bürgermeister Albert Kolb (SPD/WG) wollte einiges auseinanderhalten. "Eine Veranstaltung mit Musik von 13 bis 23 Uhr ohne eine einzige Pause, das kannten wir so noch nicht, und das kann es auch nicht mehr geben. Das ist ganz einfach eine Zumutung." Und wenn die Cocktailabende aus dem Ruder liefen, müsse man gegensteuern und Einhalt gebieten. "Aber wir können nicht sagen, wir lassen am See gar nichts mehr zu. Das wäre kontraproduktiv."
Werner Köstner (SPD/WG) würde interessieren, welche gaststättenrechtlichen Auflagen seitens des Landratsamtes erteilt wurden. "Gerade in Bezug auf die Zeiten, die für den Kiosk-Pächter und seine Cocktailabende gelten."
Interview mit dem Kiosk-Pächter
Wir haben mit dem Pächter des Kiosks am Badesee, Donald Kirkland, über die Beschwerden wegen des Musiklärms am Badesee gesprochen.
Herr Kirkland, verschiedene Bürger der Gemeinde haben sich beim Bürgermeister über den Musiklärm am Badesee beschwert.
Donald Kirkland: Ich habe das bisher nur am Rande mitbekommen, ohne die Beschwerde schon zu kennen. Ich weiß, dass bei "Trebgast tanzt" am 29. April die Musikberieselung den ganzen Tag über nicht so gut angekommen ist, und kann mir gut vorstellen, dass das der Auslöser für die Beschwerde war.
Wie werden Sie darauf reagieren?
Ich kann heute schon versichern, dass ich eine Tagesveranstaltung in dieser Größenordnung definitiv nicht mehr abhalten werde. Dazu ist mir mein Hauptgeschäft wichtiger als jede Party außen herum.
Ein Knackpunkt sind offenbar auch die Cocktailabende auf dem Sonnendeck.
Dabei kommt ja eigentlich nur meine kleine Anlage mit Musik aus der Konserve zum Einsatz. Offensichtlich hört man die aber draußen doch stärker als ich bisher angenommen hatte. Hier wirkt das eigentlich immer gar nicht so laut.
Die Trebgaster dürfen also darauf hoffen, dass sie künftig ihre Terrasse und ihren Schlaf wieder genießen können?
Ich konnte mir bisher nicht vorstellen, dass ich dabei die vorgeschriebenen 65 Dezibel überhaupt erreiche. Bei den Cocktailabenden werde ich jetzt schon darauf achten, dass es nicht mehr so laut wird, denn die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und das Zusammenleben mit der Bevölkerung ist mir wichtiger als jede andere Veranstaltung.