Versuchter Mord: Angeklagter ist schwer krank
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Donnerstag, 25. Februar 2016
Der 22-jährige Kulmbacher, der sich wegen versuchten Mordes vor dem Hofer Landgericht verantworten muss, ist laut Gutachter schwer krank.
Der 22-jährige Kulmbacher, der im Juni 2015 bei einer Kontrolle am Marktredwitzer Bahnhof mit einem Messer auf einen Polizisten eingestochen und diesen schwer verletzt haben soll, ist offenbar schwer krank. Er hört Stimmen in seinem Kopf, demoliert Handys, weil er glaubt, abgehört zu werden, klebt Kameras zu, weil er sich überwacht fühlt, und sieht sich von Geheimdiensten wie der CIA verfolgt.
Wahnvorstellungen
Für Thomas Wenske, den stellvertretenden Leiter der Forensischen Psychiatrie Erlangen, steht fest: Der Kulmbacher leidet unter einer paranoiden Psychose, die mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen verbunden ist. Das stellte Wenske in seinem Gutachten fest, das er am gestrigen zweiten Verhandlungstag im Prozess wegen versuchten Mordes vor dem Hofer Landgericht abgab.
Die Stimme im Kopf
Auch am Tattag, dem 30.
Juni 2015, will der 22-Jährige eine Stimme gehört haben. Der drogenabhängige und mehrfach vorbestrafte Angeklagte, der erst im Januar nach einer mehrjährigen Haftstrafe wieder frei kam, war da mit dem Zug von Eger Richtung Marktredwitz unterwegs. Er hatte sich in Tschechien 5,65 Gramm Methamphetamin besorgt, die er in einem Abfalleimer außerhalb des Abteils deponiert hatte. Zwei Polizisten kontrollierten den Zug. Sie entdeckten das Betäubungsmittel und hegten den Verdacht, dass es dem Kulmbacher gehört. Sie forderten ihn auf, den Zug in Marktredwitz zu verlassen.
15 Zentimeter tiefe Stichwunde
Nachdem sich der Angeklagte zunächst kooperativ gezeigt hatte, kam es zu einer Rangelei, bei der dieser ein Messer zog und es einem 38-jährigen Beamten in den Oberkörper rammte. Die Klinge drang 15 Zentimeter tief in den Körper ein.
Der Polizist wurde schwer verletzt, musste notoperiert werden. Innere Organe wurden nicht getroffen. Nur wenige Millimeter weiter, und die Stiche hätten tödlich sein können, erläuterte der Leiter der Erlanger Rechtsmedizin, Peter Betz. "Es ist so nochmal gut ausgegangen. Das ist aber dem Zufall zu verdanken."Wie Betz ausführte, war der 22-Jährige nicht alkoholisiert. Ob er unter Drogen stand? Man habe bei der Blutuntersuchung nur einen länger zurückliegenden Cannabis-Konsum feststellen können. Ob der Kulmbacher, wie er gegenüber dem Gutachter erklärt hat, Kräutermischungen geraucht hatte? Die Frage könne er nicht beantworten, so Betz. Das habe man bei der Blutanalyse nicht feststellen können.