Druckartikel: Verstrickt im Netz des Lebens

Verstrickt im Netz des Lebens


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Donnerstag, 25. Sept. 2014

Es ist der Zyklus des Lebens, den der renommierte zeitgenössische Tänzer und Choreograf Michael Langeneckert aus Berlin in der Kulmbacher Petrikirche darstellt. Er tut dies in einer Netzinstallation der Pforzheimer Künstlerin Sibylle Burrer fünf Meter über dem Boden.
Der Tänzer Michael Langenecker und die Installationskünstlerin Sibylle Burrer freuen sich über ihre gelungene Aufführung zum fünften Geburtstag des Kulmbacher Kunstvereins.


Das Licht geht aus. Im Altarraum der Petrikirche liegt ein Mensch. Von irgendwo her erklingen ganz leise sphärische Klänge. Dann wird der Altar langsam in rotes, später in grünes Licht getaucht. Die Gestalt bewegt sich, krümmt sich, räkelt sich, so wie man es am Morgen macht, nach dem Aufwachen.
Das Leben erwacht, der Mensch bewegt sich, zunächst unsicher, auf allen Vieren, dann immer sicherer. Er schlägt sogar einen Purzelbaum, ehe er zaghaft losläuft, immer schneller und sicherer wird und schließlich erste Pirouetten dreht.
Dann geht es in das ganz schwach beleuchtete Netz mitten im stockfinsteren Kirchenraum. Auch hier zuerst wieder erste tapsige Schritte, ehe sich der Mensch immer mehr nach oben arbeitet, immer sicherer wird und in Wellenbewegungen abwechselnd nach oben und unten gelangt.

Dabei verstrickt er sich aber auch immer mehr in das Netzwerk, das ihn zwar trägt, aber auch gehörig durcheinanderwirbelt.

Viele Fragen bleiben offen

Es ist der Zyklus des Lebens, den der renommierte zeitgenössische Tänzer und Choreograf Michael Langeneckert aus Berlin in der Petrikirche und in der dortigen Netzinstallation der Pforzheimer Künstlerin Sibylle Burrer in einer gut 20-minütigen Performance aufführt. Mit offenen Ende, so dass auch viele Fragen offen bleiben.
Die Petrikirche präsentiert sich einmal ganz anders, sagt Dekan Jürgen Zinck. Er ist noch immer ein wenig erstaunt darüber, dass der Kirchenvorstand die Installation und die Performance so offen begrüßt hat. Diskutiert habe man schon, manchmal auch heftig, doch nun bleibt die aufwändige Installation erst einmal bis zum 30. Oktober im Kirchenschiff.
Ursprünglich hätte es eine Brücke sein sollen, doch das sei statisch nicht zu realisieren gewesen. Also hat die Künstlerin das 60 Quadratmeter große Nylonnetz mitten im Kirchenraum installiert. Bis zu fünfeinhalb Meter hoch, spektakulär.
In den kommenden Wochen finden immer mittwochs um 19.30 Uhr Andachten statt, in denen das Netz auch inhaltlich in den Mittelpunkt gestellt werden soll. Hintergrund der Performance ist das fünfjährige Bestehen des Kulmbacher Kunstvereins.