Verlassene Bunker und ein Grab im Wald - Entdeckungen im Limmersdorfer Forst
Autor: Matthias Litzlfelder
Thurnau, Mittwoch, 22. August 2018
Wer im Limmersdorfer Forst unterwegs ist, kann sich leicht verlaufen. Er stößt dabei auf Relikte vergangener Zeiten, naturnahe Auen und ein Ausflugslokal, in das schon Richard Wagner eingekehrt sein soll.
Hinterrücks erschossen, durch vier Flintenschüsse. Ein Doppelmord, der einem 32- und einem 38-Jährigen das Leben kostete.
Gefahren drohen in Frankens Wäldern eigentlich nicht. Nicht mehr als an anderen abgeschiedenen Orten. Anders vor zwei Jahrhunderten. Wildbret war einer privilegierten Oberschicht vorbehalten. Wilderei wurde hart bestraft. Die Gefahr, dabei gestellt zu werden, war groß. Und das Aufeinandertreffen von Forstpersonal und Wilderer nahm nicht selten ein tödliches Ende.
Carl Weinreich hieß der 32-jährige Forstaufseher, im Dienste des Königs von Preußen. Sein Begleiter war Philipp Pfaffenberger, ein Bauer aus der Umgebung. Beide hatten am 4. Mai 1806 Wilderer stellen wollen - im Limmersdorfer Forst.
Sühnekreuz nicht gefunden
Unsere Pfeil-Reise in das rund 3500 Hektar große, zusammenhängende Waldgebiet zwischen Thurnau und Bayreuth führt uns zu ihrem Grab, das ausgeschildert ist. Ein offenes Fachwerkhaus mit Tisch und Bänken, ein paar Schritte weiter der sarkophagartige Grabüberbau. Die Inschrift im Sandstein ist gut zu lesen. Die Gedenkstätte mitten im Wald, an der die Ermordeten fünf Tage nach der Tat ihre letzte Ruhe fanden, wurde mehrfach saniert, zuletzt vor zwölf Jahren durch die Bayerischen Staatsforsten, die rund 3000 Hektar des Forstes betreuen.
Die Täter wurden nie gefunden. Ebenso ergeht es uns mit dem Tatort. Der sogenannte Weinreichsstein, ein Sühnekreuz, das noch heute den Platz der Bluttat markiert, befindet sich laut Wegweiser 3,5 Kilometer entfernt. Wir folgen dem Schild, doch der Stein bleibt verborgen.
"Es ist herrlich hier"
Auf der Suche nach einer gängigen Route mit dem Wagen zum Einschlagort des Pfeils entdecken wir dafür an einem leicht abschüssigen Schotterweg drei Betonbunker mit römischen Ziffern versehen. Die vom Menschen geschaffenen Hügel sind mit Moos, Sträuchern und Bäumen überwachsen, an den Eingängen machen sich Äste mit reifen Brombeeren breit.
Ich ziehe an der Eisentür von Bunker I, einfach mal so. Dass sie nicht verschlossen ist, damit rechne ich nicht. Schließlich hängt da ein Schild: "Betreten und Beschädigen der Anlage verboten. Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt."