Verklappt auf offener Straße
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Donnerstag, 15. Mai 2014
Irgendetwas muss dran sein. Muss einem das geben, was man landläufig "den Kick" nennt. Wo es doch so viele machen. Ich wollte das auch ausprobieren und habe mich bewaffnet. Eine ganze Tüte voll: Coladose, Plastiksalatschüsseldeckelchen, eine Papiertüte für Brötchen. Rein ins Auto und los.
Nach etwa zwei Kilometern der erste Versuch. Die Stelle ist günstig: links eine Wiese, rechts schneidet der Main in Schleifenform die Flur. Fenster auf - schon segelt die Dose Richtung Ufer. Hmm, also ehrlich: Spüren tu' ich noch nix. Vielleicht muss ich das einige Male machen.
Nächste Gelegenheit mitten im nächsten Ort: Kurz runter vom Gas und schschschtttt... raus den Plaste-Deckel. Wie ein Ufo sirrt der durch die Luft, aber nicht so lange, wie ich vermutet hatte. Tja, immer noch kein rechtes Feeling. Vielleicht bin ich immun gegen diese Erregung?
Letzter Anlauf: die Tüte. Knüllen oder unzerdetscht freilassen? Ich belasse sie, wie sie ist. Wie eine chinesische Himmelslaterne ohne Feuer steigt sie auf und kommt im Graben zum Liegen. Ich horche in mich: Leere. Also zurück und alles wieder eingesammelt.
An all die rollenden Privatmüll-Entsorger da draußen: Woher nehmt Ihr bloß diese unbändige Freude am Wegwerfen beim Fahren?