Coronavirus: Urlauber sitzen auf dem Campingplatz in Stadtsteinach fest
Autor: Sonja Adam
Stadtsteinach, Montag, 06. April 2020
Der Campingplatz in Stadtsteinach ist leer: Die Ausgangsbeschränkungen haben das touristische Leben zum Erliegen gebracht. Zwei Ehepaare harren noch aus.
Die rot-weiße Schranke am Eingang des Stadtsteinacher Campingplatzes ist geschlossen. Und das bleibt sie auch. Touristische Übernachtungen sind nicht erlaubt. Alle Gäste, die sich für die Osterzeit in Stadtsteinach angekündigt hatten, haben storniert. "Wir haben bis Ende Mai alle Anzahlungen, die wir schon erhalten hatten, zurückgezahlt", erklärt der Betreiber Harald Gruhl.
Gemeinsam mit seiner Frau Angelika hat er im April 2017 den Stadtsteinacher Campingplatz übernommen. Alles lief gut an. Doch jetzt ist das Geschäftsmodell am Ende. "Wir haben Glück, denn die Stadt setzt die Pacht zwei Monate aus. Das ist ein ungeheures Entgegenkommen." Als Plan B kehren Harald und Angelika Gruhl in ihre alten Berufe zurück: Beide waren Pfleger am Klinikum Kulmbach. "Ich steige zu 100 Prozent wieder ein, meine Frau macht Teilzeit." Mit diesem Engagement kann er die Ausfälle kompensieren, außerdem kann er seinen alten Kollegen unter die Arme greifen. "Dass in den Kliniken derzeit ein so hoher Bedarf ist, ist gut für uns. Das macht es uns leichter, die finanziellen Ausfälle zu verkraften."
Campingplatz Stadtsteinach: Zwei Paare sind gestrandet
Allerdings ist der Platz nicht ganz leer: Denn zwei Ehepaare sind in Stadtsteinach gestrandet. Beide kommen auch nicht mehr so schnell weg. Sigurd Seim (62) und seine Frau Harriet (65) kommen aus Norwegen. Sie sind Dauercamper. "Wir müssen jetzt bleiben, weil wir nicht mehr durch Dänemark kommen. Auch die Fährverbindung nach Norwegen ist schwierig", sagt Sigurd Seim. Das Ehepaar hat eine Ausnahmegenehmigung, dass es die Coronakrise in Stadtsteinach aussitzen kann. "Die Ruhe hier ist doch himmlisch. Wir haben alles, was wir brauchen." Die Rückkehr in die Heimat mit dem Flieger ist für die beiden Senioren keine Alternative. Sigurd Seim, selbst jahrelang im Gesundheitswesen als Notfallpfleger und Gesundheitsberater tätig, will auf keinen Fall in die Menge. "Am Flughafen und im Flugzeug sind so viele Leute. Wir würden zur Risikogruppe gehören, das wäre das Dümmste, was wir machen könnten." Außerdem müssten die beiden automatisch in Quarantäne. So ist es in Norwegen Vorschrift.
Angst vor Corona haben beide nicht. "Man sollte auch nicht zu viel darüber reden. Denn Angst ist nicht gut", sagt Sigurd Seim. Dass momentan keine Restaurants geöffnet sind, stört das Ehepaar weniger. "Wir kochen selber. Bei uns in Norwegen ist das größte Problem, dass die Menschen jetzt nicht zu ihren Hütten in den Bergen können."
Am anderen Ende des Platzes sitzt noch ein Ehepaar fest: Walter (80) und Heidi (79) Osterhues aus Dorsten im Ruhrgebiet. Die beiden hätten 535 Kilometer nach Hause. "Aber die Strecke ist zu weit, um sie auf einmal zu fahren. Und irgendwo zu übernachten, das geht momentan nicht." Daher bleibt auch dieses Ehepaar in Stadtsteinach.
"Wir machen kleine Touren, wandern, gehen einkaufen. Und wir müssen uns hier keine Sorgen machen." Froh sind sie allerdings, WLAN zu haben, so können sie sich regelmäßig über die Situation im Münsterland informieren. Auch in Dorsten sind viele Menschen durch das Virus infiziert worden, auch dort hat es schon Tote gegeben.