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Ureinwohner und Einwanderer der digitalen Welt


Autor: Thomas Heuchling

Kulmbach, Montag, 24. November 2014

Jahrhunderte war es immer dasselbe: Die Einwanderer kommen in die Welt der Ureinwohner, sind technisch überlegen und bestimmen irgendwann, wo es lang geht. Doch die Zeiten haben sich geändert, zumindest in der digitalen Welt.
Symbolbild: Arne Dedert/dpa


Einen historischen Wandel der Menschheitsgeschichte beobachtete ich neulich im Familienkreis. Ein Achtjähriger erklärte einer Ü50-Jährigen die Welt. Genau genommen die digitale. In dieser ist der Achtjährige ein Ureinwohner, wissenschaftlich "digital native" genannt. Der ist mit Internet, sozialen Medien, Smartphone und Musik im MP3-Format aufgewachsen.

Ihm gegenüber steht der Einwanderer - zumeist Personen jenseits der 30 - genannt "digital immigrant". In ihrer Jugend kommunizierte man noch mit Briefen, ging in Telefonzellen, traf sich in Jugendclubs und hörte Musik von Schallplatte. Es gibt viele Beispiele aus der Geschichte, in denen die Ureinwohner die unterlegenden waren.

So hatten die fälschlicherweise so bezeichneten Indianer den einwandernden Europäern und ihren Gewehren nichts entgegenzusetzen. Früher galt es einen Ozean zu überqueren, um in neue Welten aufzubrechen.

Für die Einwanderer von heute ist die Reise in die digitalen Gefilde oft ähnlich schwierig.

Dort können 1,20 Meter kleine Menschen mit wilden Gesten ihrer Finger schon zu Königen der Touch-Bildschirme werden. Im konkreten Beispiel nahm der Steppke die Einwanderin mit in die Cloud. Eine digitale Datenwolke, die via Internet alles heraus regnen lässt, das man zuvor eingestellt hat.

Der Ureinwohner zeigte Fotos, die Einwanderin staunte und fragte: "Was machst du, wenn sich die Wolke mal verzieht?" Das gehe doch gar nicht, die sei doch in dem Gerät drinnen. Umgehen können die Ureinwohner zwar mit der Technik, aber vom Verstehen sind auch sie ein gutes Stück entfernt.