Untersteinacher Wirtsleute Limmer sperren für immer zu
Autor: Sonny Adam
Untersteinach, Donnerstag, 28. Dezember 2017
Das Gasthaus "Zur Post" in Untersteinach ist bald Geschichte. Anfang Januar sperren die Wirtsleute Limmer endgültig zu.
Das Traditionsgasthaus "Zur Post" in Untersteinach hat nur noch wenige Tage geöffnet. Am 6. Januar hält noch der Gesangsverein seine Jahreshauptversammlung, am 7. Januar trifft sich die Fortuna, danach sperren Hans-Dieter und Hannelore Limmer endgültig zu. Der Abschied fällt den Wirtsleuten nicht leicht.
Im Rentenalter sind Hans-Dieter (82 Jahre) und Hannelore Limmer (76) Jahre eigentlich schon lange. Dennoch führten sie das Traditionswirtshaus "Zur Post" weiter. Doch jetzt steht ihr Entschluss fest: Sie wollen ihren Lebensabend in Ruhe genießen.
"Wir haben immer alle zusammengeholfen"
Die beiden Töchter Monika (48) und Irene (51) können die Gaststätte nicht fortführen. "Wir haben immer alle zusammengeholfen, sonst wäre das gar nicht gegangen. Keiner von uns könnte die Wirtschaft fortführen, ohne Helfer würde das nicht gehen", sagt Monika Limmer. Außerdem müsste ein neuer Pächter in die Küche investieren. Dort steht noch der alte Ofen. Er wurde mit Holz befeuert. Im Sommer mussten die Wirtsleute früh aufstehen.
"Wenn es draußen warm war, dann hätte der Abzug nicht funktioniert. Da musste man anheizen, manchmal war es so warm, dass man die Sahne in der Küche nicht schlagen konnte", erzählt Hannelore Limmer. Sie hat sich das Kochen von der Schwiegermutter abgeschaut. "Ich war aber auch auf der Landwirtschaftsschule", erzählt die Wirtin. Hannelore Limmer hat es mit ihren fränkischen Spezialitäten sogar zu Fernsehehren gebracht. Sie machte einmal "versoffene Jungfern". "Das Schmalzgebäck hat man früher als Nachspeise bei Hochzeiten serviert. Es wird in heißem Rotwein serviert - der Name kommt daher, dass das Gebäck errötet. Eben wie Mädchen", erklärt sie.
Berühmt für seine Hausmacherspezialitäten
Doch berühmt war das Gasthaus "Zur Post" vor allem durch seine Hausmacherspezialitäten und durch seine Wildgerichte. Sülze, Presssack, Mettplatten, Schlachtschüssel - jeder Untersteinacher kennt die fränkischen Schmankerln. Das Wirtsehepaar hat noch viele alte Speisekarten aufbewahrt - als Erinnerung an die gute alte Zeit. Früher wurden die Speisekarten mit Schreibmaschine abgetippt, gerne auch mal mit einigen Zusatzgerichten in Handschrift ergänzt.
1952 hat ein Sauerbraten mit Klößen und Salat 1,60 D-Mark gekostet. Die Leberknödelsuppe gab es für 40 Pfennig. Neun Jahre später haben die Preise bereits angezogen: Das Rebhuhn mit Beilagen hat vier Mark gekostet, die Schweinshaxe zwischen zwei und drei Euro - je nach Größe.
Hans-Dieter Limmer hat die Wirtschaft seit 1960 geführt. Vom Gewinn leben mussten die Limmers nie. Immer hat die ganze Familie mitgeholfen."Nebenbei" war Limmer noch Metzger und betrieb eine Landwirtschaft. Außerdem bewirtschaftete er Wald. "Die Felder sind verpachtet. Kühe, Schweine und Hühner haben wir nicht mehr. Aber den Wald behalte ich noch", sagt er.
"Früher haben wir fast jeden Tag ein Fäßla gebraucht"
"In der Gastronomie hat sich schon viel geändert. Früher sind die Männer jeden Tag nach der Arbeit gekommen. Wir haben fast jeden Tag ein Fäßla gebraucht. Heute wird Bier nur noch in Flaschen ausgeschenkt, es kann ja niemand mehr etwas trinken. Auch das Rauchverbot haben wir sehr gemerkt."
Der Wirt erinnert sich noch gerne an "heiße Feiern" zur Kerwa und an Faschingspartys, die legendär waren. "Das lustigste, was einmal passiert ist, war, dass jemandem am Kerwamontag in der Wirtschaft eine Glatze geschnitten worden ist. Als dann die Frau kam, ist der Betreffende unter den Tisch gekrochen. Das war halt eine Wette", amüsiert sich Hans-Dieter Limmer noch heute.
Eigenes Bier gebraut
Die Gaststätte "Zur Post" gibt es den Chroniken nach seit 1849. Doch das Haus, in dem die Wirtschaft untergebracht ist, ist viel älter. Denn früher wohnte am Eck der Weißbäcker Johann Friedrich Limmer. Es folgten drei weitere Weißbäckergenerationen. Dann gab es in dem geschichtsträchtigen Haus eine Hausbrauerei. Bis 1927 wurde in Untersteinach eigenes Bier gebraut. "Früher hieß die Wirtschaft ,Am Eck'", erzählt Limmer. Neben der Wirtschaft gab es einen Poststalldienst. Dort konnten die Pferde gewechselt werden - und so wurde dann auch der Name in "Zur Post" geändert.
In der Wirtschaft war früher sogar einmal ein Tanzsaal untergebracht, später wurde dieser in einen Schulsaal umgewandelt. Jetzt schließt das geschichtsträchtige Haus für immer seine Pforten. Doch all die alten Erinnerungen an legendäre Stammtischabende und an ausgelassene Feiern bleiben erhalten. "Wir lassen erst einmal alles so wie es ist", sagt Hans-Dieter Limmer und dankt allen treuen Gästen, die ihm über Jahrzehnte die Treue gehalten haben.