"Der Verein ist frisch im Herz und im Geist und kein Auslaufmodell" stellte Bürgermeister Heinz Burges fest: Mit einem sehr gut besuchten und zugleich ergreifenden ökumenischen Festgottesdienst in der evangelischen St.-Oswald-Kirche startete der Gesangverein 1864 am Sonntag ins Jubiläumsjahr.
Seine Klasse stellte der Männerchor unter Leitung von Heiner Beyer mit der "Hymne an Gott" von Michael Haydn und dem einfühlsamen "Vaterunser" zum wiederholten Malle eindrucksvoll unter Beweis. Der gemischte Chor, ebenfalls unter der Führung von Beyer, glänzte mit "Gloria in excelsis deo" (Sethus Calvisius) und "Das ist das ewige Leben". Mit welcher Sicherheit Heiner Beyer seine Aktiven führte, war faszinierend. Die Besucher dankten mit reichlich Beifall.
Die Bedeutung des Gesangs aller Altersschichten betonte Pfarrer Wolfgang Oertel in seiner Predigt, der gemeinsam mit Pastorialreferent Klaus Peter Oberkofler durch Gottesdienst führte: "Im Singen und Musizieren können wir zum Ausdruck bringen, wofür uns die passenden Worte fehlen: unser Staunen und unsere Freude, unseren Jubel und unseren Dank."
Früher ohne Frauen gesungen Der Geistliche ging auch auf den Werdegang
des Vereins ein. Ursprünglich waren die Sänger ein reiner Männerchor. Das Singen ist in der Kirchengemeinde fest integriert und der Chor hat viele seiner Auftritte in der Kirche. Es wurde immer zur Einführung der Pfarrer gesungen, bei Jubelkonfirmationen, zu kirchlichen Hochfesten sowie zu Trauer- und Gedenkfeiern.
"Natürlich ist das Singen nicht aus der Kirche wegzudenken. Das Singen ist ein durch nichts zu ersetzendes, unaufgebbares, überaus charakteristisches Zeichen für die Lebendigkeit der Kirche. 150 Jahre sind eine lange Zeit, in denen der Chor bzw. die Chöre Stützpfeiler im kulturellen Leben der dörflichen Gemeinschaft sind", stellte der Geistliche fest.
Geprobt wurde in der ehemaligen Schule, dem Kantorat gleich neben der Kirche, dann im ökumenischen Jugendheim.
Jetzt treffen sich die Aktiven des gemischten Chores freitags vom 19 bis 20.30 Uhr im Gemeindesaal, und der Männerchor kommt danach in der Stammgaststätte "Zur Post" von 20.45 bis 21.45 Uhr zusammen.
In Untersteinach wurde schon immer viel gesungen. So gab es den Arbeitergesangverein (ein gemischter Chor), den Liederkranz Untersteinach als Männerchor und ab 1948 einen Kirchenchor. Gut 20 ahre später (1969) hat diesen Heiner Beyer zusammen mit dem Liederkranz übernommen.
Auch mitbedingt durch die Schwierigkeiten mit dem damaligen Chorleiter, kamen 1976 die Überlegungen auf, alle drei Chöre zusammenzulegen. Das war gar nicht so einfach, denn die 80 Personen hatten nicht nur unterschiedliche Stimmen, sondern auch ein unterschiedliches Niveau und verschiedene Vorstellungen. 20 Jahre hat es dann noch gedauert, bis man offiziell fusioniert hat.
Ein Lob sprach Pfarrer Oertel Chorleiter Heiner Beyer, der auch die Orgel in der Kirche spielt, zu: "Er ist der spiritus rector der Chöre und engagiert sich in allen Lebensbereichen für das Singen: im Kindergarten, im Jungen Chor, im Altenheim, bei uns in der Kirche und in der Schule. Du bist hier die musikalisch unangefochtene Autorität. Wenn Heiner einmal nicht mehr kann oder will, dann weiß ich nicht, wie es weitergehen kann."
Zwei Gründe zur Freude "Ich habe mich dem Gesangverein 1864 als erstem Verein im Ort angeschlossen, als ich nach Untersteinach kam. Das hat mir die Eingliederung sehr erleichtert", sagte Bürgermeister Heinz Burges.
Seine große Freude über den ersten Sieg des FC Nürnberg konnte er jedoch auch nicht verhelen: "Nicht nur für den Gesangverein ist heute ein Festtag, sondern auch für alle Anhänger des Clubs".
Nach dem Gottesdienst stellte Vorsitzende Christine Liebermann mit ihren Stellvertretern Christiane Lotter und Klaus Stump eine Blumenschale an der Gedenktafel von Johann Georg Lauterbach nieder. "Er war erster Chorleiter, Lehrer und Kantor und laut unseren Aufzeichnungen 1864 neben den Gründungsmitgliedern der Initatior zur Gründung des Gesangvereins Liederkranz und wirkte bis 1877. Wir verneigen uns in Ehrfurcht vor den Verstorbenen und stellen als äußeres Zeichen unseres Dankes eine Blumenschale nieder", so Liebermann, die stellvertretend für alle verstorbenen Mitglieder im letzten Jahr Elfriede Gebelein und Siegfried Limmer nannte.