Druckartikel: Untersteinach will Sohn von syrischem Asylbewerber helfen

Untersteinach will Sohn von syrischem Asylbewerber helfen


Autor: Matthias Beetz

Untersteinach, Montag, 09. Februar 2015

Unter den zwölf Asylbewerbern aus Syrien, die seit Dezember an der Eichbergstraße in Untersteinach wohnen, sticht Ismael Mamo heraus. Den 45-Jährigen treiben sichtlich Sorgen um. Sorgen um seine Familie in der Türkei und vor allem um seinen Sohn Serhat.
Ismael Mamo (Zweiter von links) zeigt auf dem Handy Bilder von seinem Sohn Serhat, Heiner Beyer, Abdellah el Haki und Bernhard Herrmann (von links) verstehen die Sorgen des 45-jährigen Familienvaters und möchten helfen. Foto:Matthias Beetz


Der Elfjährige ist an einem Nierenleiden erkrankt, in Syrien schon sieben Mal operiert worden und doch nicht geheilt. Die Hoffnung Ismaels: Deutschland.

Ismael Mamo hat vor Jahren seinen Job als Mitarbeiter der syrischen Eisenbahn in Aleppo verloren. Als Taxifahrer verdiente er den Lebensunterhalt für die Familie - inklusive der Kosten für die medizinische Versorgung von Serhat.

Flucht in die Türkei
Als der Terror losbrach, flüchtete die Familie zunächst in ihr Heimatdorf an der syrisch-türkischen Grenze. "Und an meinem Arbeitsplatz zwangen sie mich, Waffen gegen andere Truppen zu erheben." Mamo erzählt von Beschimpfungen durch die Grenztruppen. Und von der schweren Entscheidung, für das Wohl seines Kindes in die Türkei zu fliehen, nachdem Mediziner die Lebenserwartung des Buben ohne Behandlung auf maximal 18 Jahre beziffert hatten.

Auf ärztliche Empfehlung ging die sechsköpfige Familie nach Istanbul. Doch auch dort konnte dem Jungen, dem mehrmals täglich ein Katheder gesetzt werden muss, nicht geholfen werden. Serhat erhält seit mehr als einem Jahr lediglich Schmerzmittel, die allein rund 200 Euro pro Monat kosten.

Dass der 45-jährige Ismael Mamo allein nach Deutschland gekommen ist und Asylantrag gestellt hat, ist nach seinen Angaben dem größten Problem der Familie geschuldet: Geldmangel. Seit der Flucht in die Türkei gehen seine Kinder nicht mehr zur Schule, sondern arbeiten in einer Weberei für den Lebensunterhalt der Familie. Ismael Mamo hofft unterdessen auf eine schnelle Genehmigung seines Asylantrags, um den Familiennachzug beantragen zu können.

319 Euro pro Monat
Bis es soweit ist, spart sich der Familienvater so viel Geld von den ihm zustehenden 319 Euro ab, wie er nur kann. Rund 200 Euro sind es nach wie vor, die die Schmerzmedikamente in der Türkei kosten...

Dass die Familie in der Türkei überhaupt an das Geld gelangen kann, dafür hat der Untersteinacher Heiner Beyer gesorgt. "Ismael kann als Asylbewerber und ohne Pass keine Überweisungen vornehmen", so dass Beyer die Transaktion in seinem Namen erledigt hat.

Um das Prozedere künftig zu erleichtern, hat sich Abdellah el Haki eingeschaltet. Der 41-jährige Marrokaner, der fließend Arabisch spricht und sich im Auftrag der Hausvermieter-Firma Paluma um die zwölf Männer in Untersteinach kümmert, will versuchen, in Bayreuth über eine türkische Gemeinde Kontakte herzustellen. El Haki hat dort Geographie studiert und lebt mit deutscher Frau und Kindern in der Wagnerstadt.

Unterdessen engagieren sich Heiner Beyer und Bernhard Herrmann weiter ehrenamtlich für die Asylbewerber. Sie erteilen Deutschunterricht und kümmern sich - wenn nötig -um alltägliche Probleme - etwa Behördengänge.

Die beiden Kirchengemeinden unterstützen die Asylbewerber mit Sachspenden und Einladungen, die politische Gemeinde stellt Unterrichtsräume zur Verfügung und möchte Fahrräder beschaffen, damit die Männer mobiler werden. Bürgermeister Volker Schmiechen (SPD) zeigte sich schon beim persönlichen Treffen mit den Asylbewerbern im Januar von ihren Schicksalen und denen ihrer Familien betroffen. Die Bitte von Heiner Beyer und Bernhard Herrmann, den Spendenaufruf für Serhat zu unterstützen, wird er in der Sitzung am 19. Februar dem Gemeinderat vortragen.

Spendenkonto geöffnet
Für Ismael Mamo eine große Hoffnung dieser Tage: Der evangelische Pfarrer Wolfgang Oertel hat das Konto der Kirchengemeinde für Spenden geöffnet. Wer sich an den Medikamentenkosten für Serhat beteiligen möchte, kann das unter dem Stichwort "Asylhilfe Untersteinach/Serhat" tun. Die Hausvermieter von Paluma haben bereits eine Zuwendung zugesagt, erklärt Abdellah el Haki. Auch er hat schon Geld gesammelt.Wer allgemein die Arbeit mit den Asylbewerbern unterstützen möchte, belässt es beim Stichwort "Asylhilfe Untersteinach".

Dass Serhat und seine Familie zeitnah nach Deutschland kommen können, glaubt Heiner Beyer indes nicht. Auch wenn der Asylantrag von Ismael Mamo bald genehmigt werden sollte, rechnet er mit einem Zeitraum "bis in den Herbst hinein", bis die Familie zusammengeführt werden kann. Und das bedeutet einen vierstelligen Betrag, den die Medikamente für Serhat verschlingen...

Unterdessen knüpfen Abdellah el Haki, Heiner Beyer und Bernhard Herrmann weitere Kontakte, damit sich die Asylbewerber jenseits von Radio, TV oder Spaziergängen in Untersteinach beschäftigen können. Die Fortuna ist für die sportbegeisterten Syrer ein solcher Kontakt. Oder Einladungen der Kirchen oder Vereine.

Heiner Beyer wünscht sich, dass sich noch mehr Untersteinacher an der Betreuung der Männer beteiligen. Wer sich informieren möchte, kann das bei ihm (Telefon 09225/255100) oder Bernhard Hermann (09225 /956745) tun.

Spendenkonto
Nummer: Das Spendenkonto der evangelischen Kirchengemeinde Untersteinach hat folgende Nummer:
Sparkasse Kulmbach-Kronach: IBAN: DE 98 7715 0000 0000 2503 65

Stichwort: Asylhilfe Untersteinach oder Asylhilfe Untersteinach/Serhat