Uni-Campus: Standort-Debatte irritiert Gründungsdekan Stephan Clemens
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Mittwoch, 03. Juli 2019
Was ist der beste Standort für den Campus? Gründungsdekan Stephan Clemens favorisiert den Güterbahnhof - und findet Alternativdebatten wenig zielführend.
Über den toten Gleisen herrscht Ruhe, der Dornröschenschlaf des Areals bleibt vorerst ungestört. Dabei soll hier 2020 universitäres Leben in einer von Kulmbachs tristesten Ecken einziehen, sollen Studenten über Vorlesungsinhalte diskutieren und Professoren sich über die jüngsten Forschungen zur Lebensmitteltechnik austauschen. So weit jedenfalls die Planung. Doch die Diskussion um den besten Standort für den Uni-Campus hat - um im Bild zu bleiben - neue Nahrung erhalten, seit das Kaufplatz-Areal als Alternative auch bei den Kommunalpolitikern stärker in den Fokus gerückt ist.
"Beste Gründe für Plan A"
"Es gibt sicher nichts einzuwenden gegen Alternativpläne, aber es gibt beste Gründe, Plan A weiterzuverfolgen." Auf diesen Nenner bringt es Stephan Clemens, Leiter der Planungsgruppe und Gründungsdekan der Fakultät VII für "Life Sciences: Food, Nutrition and Health" der Uni Bayreuth. Plan A bedeutet: Güterbahnhof. Für Clemens bleibt es das favorisierte Gelände. "Es gibt mehrere sehr gute Gründe, die dafür sprechen. Der vielleicht wichtigste: Wir haben dort genügend Platz, damit in Kulmbach tatsächlich so etwas wie eine Campus-Atmosphäre entstehen kann. "
Ein weiterer Vorteil, der für das 50 Hektar große Areal spricht: "Die beste Voraussetzung für interdisziplinäres Arbeiten ist räumliche Nähe, sprich der Jurist sitzt unmittelbar neben dem Chemiker. Dazu aber muss ein Standort so gewählt sein, dass er wachsen kann. Denn wenn die Erfahrung aus vielen anderen Neugründungen eines lehrt, dann das: Solche Einrichtungen werden im Laufe der Jahre größer - weil neue Institutionen dazukommen, sich neue Forschungsrichtungen entwickeln etc. Die Optionen dafür bietet der Güterbahnhof. Das würden wir andernorts als Trumpf womöglich aus der Hand geben."
Gespräche verliefen positiv
Insofern kann Clemens die Diskussion um den Kaufplatz als Plan B sozusagen nicht nachvollziehen. "Angeblich soll der Campus dort schneller umsetzbar sein, aber das sehe ich so nicht." Er wisse natürlich um die Grundstücksverhandlungen zwischen der Stadt und der Kulmbacher Brauerei (der Kaufplatz gehört der Stadt bereits). Doch Clemens wertet die Gespräche mit den Beteiligten positiv. "Wir sind nach meinem Dafürhalten nicht so weit von einer Einigung entfernt."
Und selbst wenn die Verhandlungen noch scheitern sollten, lande man, so Clemens, nicht automatisch beim Kaufplatz. "Ich nenne nur einen Nachteil: Wir werden auf dem Campus auch biochemische Labore einrichten. Natürlich gibt es dafür Sicherheitsstandards. Dennoch gebe ich zu bedenken, ob es nicht größere Probleme bedeuten würde, solche Labore in der unmittelbaren Nähe von Wohnbebauung zu betreiben. Womöglich reagiert die Bevölkerung da sensibler drauf, als wenn genügend räumliche Distanz vorherrscht, wie das beim Güterbahnhof der Fall ist."
Zeit ist Fördergeld
Für den Gründungsdekan steht fest: Sollte sich die Lösung Güterbahnhof zerschlagen, müsste die Standortfrage für den Campus noch mal völlig neu diskutiert werden. Damit aber käme man zeitlich in die Bredouille. "Wir sind - wenn auch noch ohne konkrete Summe - drin im Doppelhaushalt des Freistaats. Das ist wichtig, den Campus hier schon mal als Bauvorhaben verankert zu wissen."
Er gehe davon aus, dass im Laufe des Jahres eine klare Lösung gefunden wird. Mitte Juli werde es nochmals ein großes Treffen bei der Regierung von Oberfranken mit vielen Beteiligten geben: dem Wissenschaftsministerium, dem Staatlichen Bauamt, der Stadt, der Universität und auch Vertretern des IMBY, der Immobilien Freistaat Bayern, ein kaufmännisch eingerichteter Staatsbetrieb.