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Stadtsteinacher Umgehungsgegner machen mobil


Autor: Sonny Adam

Stadtsteinach, Sonntag, 06. November 2016

Der Bund Naturschutz und Pro Stadtsteinach haben über 700 Unterschriften gegen den Bau der Ortsumfahrung Stadtsteinach gesammelt .
Jürgen Machulla (links) und Alwin Geyer überreichen Bürgermeister Roland Wolfrum (rechts) eine Liste mit mehr als 700 Unterschriften von Umgehungsgegnern. Fotos: Sonny Adam


Die Umgehungsgegner machen mobil. Bei einer Kundgebung im Lindenhof Salem informierten Pro Stadtsteinach und der Bund Naturschutz über "Alternativlösungen" zur geplanten Umfahrungsstraße und überreichten Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) eine Liste mit 700 Unterschriften, die Umgehungskritiker unterzeichnet haben.


Nicht vor 2027

"Wenn das Planfeststellungsverfahren gut läuft und niemand klagt, dann ist es frühestens in einigen Jahren beendet. Wenn wir dann noch fünf Jahre Bauzeit dazurechnen, wird eine Entlastung der Innenstadt frühestens 2027 erfolgen", sagte Jürgen Machulla von Pro Stadtsteinach. Doch schon jetzt sei die Situation in der Stadt prekär und erfordere Handlungsbedarf. "Wir fordern eine sofortige Lösung: Tempo 30 wäre eine Lösung", so Machulla.


Die Lkw-Maut?

Zudem erhofft er sich eine Entlastung durch die Lkw-Maut. "Der Stadtrat Stadtsteinach ist immer der Meinung, dass alle Stadtsteinacher die Umgehung auch wollen, deshalb haben wir die Unterschriftenlisten ausgelegt und haben innerhalb kürzester zeit über 700 Unterschriften gesammelt", so Machulla und weiter: "Es ist langsam an der Zeit, dass der Stadtrat zur Kenntnis nimmt, dass viele diese Mammutprojekt nicht wollen. Die Ortsumfahrung ist ein natur-, umwelt- und arbeitsplatzerstörender Bau."


"Salem ist betroffen"

Vor allem der Lindenhof Salem sei betroffen. Seit mehr als 40 Jahren sei Salem als Erholungsanbieter in Stadtsteinach ansässig und beschäftige 40 Mitarbeiter. "Salem hat seit 2000 genau 85 312 Übernachtungen zu verbucht. Das sind alles auch Gäste in Stadtsteinach", stellte Machulla fest.


Das sagen die Gäste

Auch im Lindenhof Salem wurden Unterschriften gegen die Umgehung gesammelt. Viele Touristen machten ihrem Schrecken Luft. "Wir schätzen die Alleinlage des Hauses direkt am Waldrand, die gute Luft und die himmlische Ruhe. Ich appelliere an die Vernunft der Entscheidungsträger, nicht das ganze Steinachtal durch diese Umgehungsstraße zu verschandeln", schriebt ein Gast. "Die Ruhe und die Natur sind Gründe, warum wir nach Stadtsteinach kommen. Mit beidem wäre es unwiderbringlich vorbei - und somit auch unsere Aufenthalte", schreiben andere Urlauber, und ein Gast erklärt: "Das Hotel Lindenhof kann man dann auch gleich schließen. Als langjähriger Gast werde ich garantiert nicht mehr hierher kommen, sobald die Baustelle beginnt."


"Eindeutiges Zeichen"

"Die Unterschriftenliste ist ein eindeutiges Zeichen, das die Menschen, die anders denken, setzen", betonte Alwin Geyer vom Bund Naturschutz bei der Kundgebung. Natürlich sorge die Umgehung für mehr Ruhe im Ort, für eine bessere Anbindung des Industriegebietes, doch die Nachteile überwiegten. "Das gesamte Gebiet wird auf einer Länge von vier Kilometern zerschnitten. Das Tor zum Steinachtal wird verschandelt. Sieben Brücken werden gebaut."

Geyer machte sich für die Anhörung der Sorgen Salems stark. "Salem hat viele Mitarbeiter, und die Sorgen sollten genauso ernst genommen werden", betonte Geyer. "Schon jetzt liegen bei Salem sämtliche Erweiterungspläne auf Eis."


"Beim Wort nehmen"

Bei der Kundgebung prangerte auch Tom Konopka vom Bund Naturschutz die Ortsumfahrung an. In Bayern würden täglich 13 Hektar Fläche verbraucht - ohne die Böschungen an den Straßen. "Das ist so viel wie in keinem anderen Bundesland", stellte er fest. Innenminister Joachim Herrmann und auch die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (beide CSU) hätten klar gesagt, dass sie keine Straßen mehr gegen den Willen der Menschen bauen wollten. "Wir nehmen sie beim Wort", so Konopka, der an die Stadt appellierte, den Bund vor dieser Fehlinvestition zu schützen und den Bürgerwillen abzufragen. "Vielleicht in einem Bürgerentscheid", regte er an.


Das sagt der Bürgermeister

Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) outete sich klar als Umgehungsbefürworter. "Aber wir wollen im Gespräch bleiben, auch wenn ich anderer Meinung bin", sagte er. Wolfrum rechnet nicht damit, dass in den nächsten fünf Jahren mit dem Bau begonnen wird. "Zur Zeit sind wir noch im vordringlichen Bedarf. Aber erst muss das Planfeststellungsverfahren beendet werden, und es muss Baurecht vorliegen. Und dann muss auch noch Geld für den Bau der Umgehung bereitgestellt werden", sprach der Bürgermeister über den Zeitplan. Auch er rechnet nicht damit, dass die Innenstadt in den nächsten Jahren entlastet wird.