Umgehung Stadtsteinach: Jetzt wird gebaut!
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 03. Mai 2019
Viele Stadtsteinacher warten sehnsüchtig auf die seit Jahrzehnten diskutierte Umgehungsstraße. Jetzt wird ihr Wunsch erfüllt. Aber es gibt auch Kritiker.
Kein Thema wurde in Stadtsteinach in den vergangenen Jahren so kontrovers diskutiert wie die Verkehrssituation - und damit verbunden die Frage, ob die Stadt eine Umgehungsstraße braucht oder nicht. Stadtsteinach hat ein massives Problem: Die Bundesstraße 303 führt mitten durch den Ort. Dabei wird es vor allem für Lastwagen im Begegnungsverkehr häufig eng - und für Fußgänger auf den schmalen Gehwegen gefährlich. Die Anwohner sind genervt vom Lärm des Schwerverkehrs, dem Dreck, den Erschütterungen.
Viele sind deshalb glücklich über die Entscheidung der Politik, die Umgehungslösung nun endlich anzupacken. Andere, darunter vor allem "Pro Stadtsteinach" und der Bund Naturschutz, kritisieren das gewaltige Bauprojekt, das mit Eingriffen in die Natur in beträchtlichem Ausmaß einhergeht.
Lösung für zwei Probleme
Mit welchen Gefühlen sieht Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) der Umsetzung entgegen? "Ich bin froh, dass es jetzt losgeht, nachdem uns das Für und Wider viele Jahre beschäftigt hat. Letztlich lösen wir damit zwei drängende verkehrstechnische Probleme: Der Verkehr der B 303 fließt nicht mehr durch den Ortskern, und das Gewerbe- und Industriegebiet inklusive Steinbruch bekommt eine direkte Anbindung an die Umgehung, sodass unsere völlig überbelasteten Straßen nicht noch weiter leiden."
Dass Stadtsteinacher Geschäftsleute Umsatzeinbußen befürchten, sei ihm bewusst, so Wolfrum. "Mit Hilfe der Städtebauförderung werden wir unser Städtchen neu aufstellen und alles tun, um aus unserer Zwickmühle das Beste zu machen."
Auch dass auf der Umgehungsstraße Natur verloren gehe, sei nicht wegzudiskutieren. "Aber diese Kröte müssen wir schlucken."
"Völlig falsche Verkehrspolitik"
"Pro Stadtsteinach" und der Bund Naturschutz können dem Projekt nichts Positives abgewinnen. "Pervers" sei es, so Knud Espig, Jürgen Machulla, und Alwin Geyer in einer Stellungnahme im Namen der beiden Organisationen, "dass sich die verantwortlichen Politiker für eine völlig falsche Verkehrspolitik loben lassen, die immer mehr Lkw auf unsere Straßen leitet und damit Baumaßnahmen erforderlich macht, die unsere Natur massiv zerstören".
Umwelt- und Naturschutz werde gepredigt, "was wir aber laufend erleben, ist eine massive Zerstörung unserer schützenswerten Umwelt". Ein Blick auf die laufende Baumaßnahme der Ortsumgehung Untersteinach zeige, "welche immensen Eingriffe in unsere Natur erfolgen werden. Das ist Größenwahn beziehungsweise Straßenwahn."