Druckartikel: Umgehung Melkendorf ist kein Aufreger mehr

Umgehung Melkendorf ist kein Aufreger mehr


Autor: Katrin Geyer

Melkendorf, Donnerstag, 16. Mai 2013

Nicht alles, was die Planer ersonnen haben, gefällt den Bewohnern von Melkendorf (Kulmbach). Aber darüber, dass es im Ort hoffentlich bald ruhiger wird, freuen sich alle.
Aufmerksame Zuhörerinnen einer lebhaften Diskussion (von links) Johanna Täuber, Gerda Grampp und Gabriele Hahn. Fotos: Matthias Hoch


Fast scheint es, als sei das Thema "Umgehung" für die Melkendorfer nun abgehakt. Die Stadt Kulmbach hat das Pressegespräch geschickt terminiert: Am Tag, an dem die Bayerische Rundschau mit ihrer Veranstaltung "Rundschau unterwegs" im Melkendorfer Sportheim zu Gast ist, ist in der Zeitung zu lesen, dass der Bau im Herbst beginnt. Damit sind die Melkendorfer offensichtlich zufrieden. Die Frage von BR-Redaktionsleiter Alexander Müller jedenfalls, ob es denn in Sachen Umgehung noch Diskussionsbedarf gebe, geht zunächst ins Leere.

Eine gute Stunde später dann, nach etlichen Gesprächsrunden, Bier und Brötchen vom Sportheim-Team und einem musikalischen "Rehragout" der "Kulmbocher Stollmusikanten", rücken sie dann doch noch damit heraus: Die Umgehung ist dringend notwendig für den am Durchgangsverkehr leidenden Ort, sagen viele.

Wie gut, dass es jetzt endlich losgeht.

Aber: Was ist mit dem Lärmschutz für die Häuser im Baugebiet Am Siegberg? Das will Bernd Müller wissen, der dort wohnt. Und was ist mit der geplanten Erweiterung des Baugebiets? Die Straße käme dann ja wohl ziemlich nah an die Häuser.

Kein Schutz für Alt-Anwohner?

Gudrun Dunkel, die am Birkich wohnt, fürchtet, dass der bislang freie Blick von ihrem Grundstück ins Rotmaintal wohl bald verbaut sein wird, weil das Gelände für die Trasse erheblich aufgeschüttet werden muss. Als ärgerlich bezeichnet sie es, dass sie in Sachen Lärmschutz "abgeblitzt" sei. "Wir gelten als Alt-Anwohner - da gelten wohl andere Regeln."

Ihre Familie sorgt deshalb vor und plant derzeit Lärmschutzmaßnahmen auf eigene Faust: "Wir werden uns informieren, was eine Gabionen-Wand kostet."

Deutliche Worte findet Liesel Täuber, die wenig Verständnis dafür zeigt, dass die Planung "wegen der Frösche" nun so sei, wie sie sei. "Das ist alles falsch geplant. Aber jetzt ist es zu spät." Jetzt würden die Grundstücksbesitzer genötigt, billig zu verkaufen - ansonsten drohe womöglich die Enteignung.

Aber die Melkendorferin macht auch klar: Auch sie möchte endlich eine Umgehung. Sie wohnt mitten im Ort und weiß, welche Belastungen der Verkehr mit sich bringt. Die Befürchtung, dass es am südlichen Ortsrand durch die Umgehung zu laut werden könnte, teilt sie übrigens nicht: "Wenn die da draußen über Lärm klagen - da müssten wir im Ort schon lange verrückt sein."

Auch Heinz Müller ist ein entschiedener Befürworter der Umgehung: "Wir brauchen diese Umgehungsstraße und das Dorf gewinnt dadurch." Die geplante Trasse freilich ist für Müller nicht optimal. Seine Kritik bezieht sich vor allem auf die Anschlussstelle am östlichen Ortsrand. "Wer aus dem Kulmbacher Industriegebiet kommt, muss erst links abbiegen und dann durch einen Kreisel fahren, damit er nach Melkendorf hinein kommt." Das sei gefährlich.

Direkte Zufahrt im Osten

Sein Vorschlag: Von der Theodor-Heublein-Allee aus eine kleine, direkte Zufahrt nach Melkendorf zu schaffen - für diejenigen, die zum Bäcker wollen oder zum Friseur.

Bürgermeister Stefan Schaffranek (WGK) gibt ihm, zumindest teilweise, recht: Die Anschlussstelle Melkendorf-Ost wirkt in der Tat ein wenig kompliziert. Aber, so sagt er auch, wichtig sei in erster Linie, dass es endlich für den Ortskern eine Entlastung gebe und damit vielleicht die Chance, das Areal um die Kirche neu zu gestalten und die Ortsmitte aufzuwerten. Er weist darauf hin, dass es für Radfahrer und Fußgänger auf jeden mehrere höhengleiche Übergänge geben wird und verspricht, dass sich die Stadt für zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen einsetzen werde, wenn dies nötig erscheine. Auch am Siegberg - wo allerdings eine Erweiterung derzeit kein Thema sei.

Nicht zerreden

Stadtrat Lothar Seyfferth schließlich appelliert an "seine Melkendorfer", das Projekt Umgehung nicht im Vorfeld zu zerreden: "Wir wollen das Beste herausholen und bleiben an den Schwachstellen, die es vielleicht noch gibt, dran. Aber wenn wir jetzt die Planung grundsätzlich in Frage stellen - dann warten wir noch einmal 15 Jahre."