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Umgehung B 289 soll auf den Prüfstand


Autor: Jürgen Gärtner

Untersteinach, Mittwoch, 03. Juli 2013

Der Bund Naturschutz spricht von einer Uraltplanung aus den 80er Jahren, die einen nicht hinnehmbaren Eingriff in die Natur darstellt. Die Umweltschützer fordern Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und besseren ÖPNV als Soforthilfe.
Die Umgehung Untersteinach mit der Talbrücke: Für den Bund Naturschutz eine landschafts- und naturzerstörende Planung. Fotomontage: Bauamt


Der Bund Naturschutz fordert, den Bau der Umgehung B 289 um Kauerndorf und Untersteinach auf den Prüfstand zu stellen. Bei einem Treffen im Umweltzentrum Schlönz in Schlömen sprachen die Umweltschützer von einer "Uraltplanung aus den 80er Jahren", die einen nicht hinnehmbaren Eingriff in die Natur darstelle. Außerdem hätten sich die Verkehrszahlen nicht so entwickelt wie prognostiziert.

Wie diese Zahlen aussehen, das erläuterte Diplomphysiker Wolfgang Batrla. Grundlage seiner Berechnungen ist das Baye rische Straßeninformationssystem Baysis ( www.baysis.bayern.de ). Demzufolge steige der Verkehr immer geringer an. Seit etwa 2002 gebe es keine signifikante Verkehrszunahme mehr auf den bayerischen Straßen. Da laut demografischen Prognosen die Zahl der Deutschen sinke, könnte der Verkehr in Zukunft sogar abnehmen, erklärte er.



Entwicklung der Verkehrszahlen

Batrla erläuterte die Entwicklung der Verkehrszahlen in Untersteinach seit 1970. Damals seien 6222 Fahrzeuge am Tag durch den Ort gefahren, 1985 waren es 9946. Ein Jahr nach der Grenzöffnung 1990 sei die Zahl auf 12 108 hochgeschnellt. 1993 waren es 13 990 Fahrzeuge und 2010 dann 14 698. Den Unterschied zwischen 1993 und 2010 führte Batrla auf "statistisches Rauschen" zurück, die Zahlen seien vergleichbar. Der Schwerlastverkehr über 3,5 Tonnen sei sogar von 1235 in 1993 auf 913 in 2010 gesunken.

An mehreren Zählstationen im Großraum Untersteinach sei die Zahl der Fahrzeuge ermittelt worden. Aus den Ergebnissen lasse sich der Schluss ziehen, dass 6894 Fahrzeuge auf der B 289 ihren Ursprung in Untersteinach haben, westlich von Kauerndorf kommen noch 2729 Fahrzeuge aus Richtung Fölschnitz dazu. Somit wären von 16 060 Fahrzeugen 9623 lokaler Ziel- und Quellverkehr. Im Klartext bedeutet das: Fast die Hälfte des Verkehrs, der durch Kauerndorf rollt, sind Untersteinacher. Das Fazit von Batrla: "Die Leute regen sich über Verkehr auf, den sie selber machen."

Private Zählung

Er verwies noch darauf, dass seine Zahlen auf einer festgelegten Systematik basieren. "Wenn jemand eine private Zählung macht und er hält sich nicht an diese Systematik, dann hat das keinen Wert." Seine Zahlen würden belegen, dass die Verkehrsbelastung westlich von Kauerndorf sich auf dem Wert von 1990 bewege. Die von vielen ins Gespräch gebrachte Sperrung der B 85 von 2010 habe sich auf die Zahlen nicht ausgewirkt, es handele sich um langfristige Entwicklungen.

Für den Landesbeauftragten des Bundes Naturschutz, Richard Mergner, lassen sich daraus mehrere Schlüsse ziehen. So könnten durch eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs die Orte entlastet werden. Neben Bus und Bahn nannte er ein Anrufsammeltaxi als Alternative. Weitere Entlastung würden ein Nachtfahrverbot für Lkw und ein Rückbau der Straße bringen.

Er machte deutlich, dass das Land Bayern rund 400 Straßenbauprojekte angemeldet hat. Deren Umsetzung würde beim bisherigen Tempo 160 Jahre dauern. Auch mit Blick auf die Kosten der Umgehungen von Untersteinach und Kauerndorf mit über 80 Millionen Euro forderte er eine Neubewertung der Planungen.

Auch für den Kulmbacher Bund-Vorsitzenden Wolfgang Schenker ist klar: "Wir brauchen ein neues Nachdenken statt eines sturen Festhaltens an Planungen." Und der Bau der Straße selbst bringe über Jahre hinweg Lärm mit sich.