Uli Hoeneß und die Gerechtigkeit
Autor: Peter Müller
Kulmbach, Montag, 15. Mai 2017
N ormalerweise müsste Uli Hoeneß noch im Knast sitzen.
Doch bereits nach neuneinhalb Monaten wurde der Fußball-Gott und Bratwurst-König zum Freigänger. Ein weiteres Jahr später entschied das Landgericht Augsburg, dass die Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt wird. Hoeneß verließ die JVA Landsberg als (fast) freier Mann.
In der Folgezeit entstand der Eindruck, dass der Gefängnisaufenthalt den Multimillionär und Börsenzocker geläutert hat. Fast schon demütig präsentierte er sich bei seinen ersten Auftritten in der Öffentlichkeit. Doch jetzt ist er wieder ganz der alte. Der reaktivierte Präsident des FC Bayern riskiert eine freche Lippe wie eh und je. "Ich bin der einzige Deutsche, der Selbstanzeige gemacht hat und trotzdem im Gefängnis war. Ein Freispruch wäre völlig normal gewesen", sagte er. Eine schallende Ohrfeige für alle ehrlichen Steuerzahler.
Wenn Hoeneß in der ihm eigenen Selbstherrlichkeit jetzt so tut, als ob er sich damals freiwillig einsperren ließ, ist das auch ein Schlag ins Gesicht der ehemaligen Angestellten eines Kulmbacher Geldinstituts. Erinnern Sie sich? Die Frau wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie Kundengelder veruntreut und sich damit verspekuliert hatte. Es ging allerdings "nur" um knapp 1,2 Millionen Euro.
Im Juli 2016 war das. Den Hoeneß-Maßstab angelegt, müsste die Frau nächstes Jahr entlassen werden. Wir werden aufpassen, ob dem auch so ist.
Und dem FC-Bayern-Präsidenten würde ich empfehlen, einfach mal die Klappe zu halten.