Tschernobyl wirkt sich noch immer aus
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Sonntag, 24. Oktober 2021
Das Landesamt für Umwelt baut ein neues Strahlenschutzlabor in Schloss Steinenhausen. Warum die Einrichtung wichtig ist, erklären die Spezialisten des LfU.
Über 42 Millionen Euro - so viel wird das neue Strahlenschutzlabor kosten, das voraussichtlich 2025 am Landesamt für Umwelt (LfU) in Schloss Steinenhausen in Betrieb gehen wird. Welche Aufgaben hat so ein Strahlenschutzlabor? Wird dort mit gefährlichem Material gearbeitet? Warum ist der Bau so teuer? Warum bedarf es eines Neubaus, denn es gibt bereits seit 1995 ein Strahlenschutzlabor in Schloss Steinenhausen? Das haben wir den Leiter des Kulmbacher LfU-Standorts, Klaus Buß, und den Leiter des Strahlenschutzlabors, Ulrich Kratzel, gefragt.
Zu was braucht man ein Strahlenschutzlabor?
Ulrich Kratzel: Das Labor dient hauptsächlich zur Überwachung der Umweltradioaktivität. Wir messen die Strahlung, um zum Beispiel auf Unfälle wie in Tschernobyl oder Fukushima reagieren zu können. Mit den jetzt erhobenen Daten kennen wir den Ist-Stand und beobachten die Entwicklung. Die Abläufe müssen eingespielt sein, wenn einmal der Ernstfall eintritt. Dann muss man nicht nur unter Druck arbeiten, sondern auch die Zahl der Messungen deutlich steigern können.
Gab es schon einen Ernstfall?
Klaus Buß: Zum Glück nicht. Tschernobyl war ein radiologischer Notfall, der uns in Bayern betroffen hat. Ich hoffe, dass so etwas nie mehr vorkommt, wir müssen aber darauf vorbereitet sein. (Zum Zeitpunkt des Reaktorunglücks von Tschernobyl gab es noch keine amtliche Radioaktivitätsmessung in Nordbayern, Anmerk. der Redaktion).
Wie ist die Strahlenbelastung aktuell?
Klaus Buß: Es existiert eine natürliche Strahlenbelastung, an die der Mensch gewöhnt und die ohne seinen Einfluss entstanden ist. Allerdings gibt es punktuell Bereiche, in denen man selbst viele Jahre nach Tschernobyl noch immer Cäsium 137 nachweisen kann und die besonders überwacht werden. Dazu gehört die Strahlenbelastung von Wildschweinen. Um eine Gesundheitsgefahr für den Menschen auszuschließen, wird jedes Tier überprüft, bevor es für den Verzehr freigegeben wird.