Trinkwasser aus der Maschine
Autor: Sonny Adam
Neumühle, Montag, 07. Juli 2014
Diplom-Ingenieur Stefan Deegener von der TU Hamburg-Harburg hat bei der Neumühle ein Gerät vorgeführt, mit dem das kühle Nass der Steinach trinkbar gemacht werden kann. Es hilft auch, enorme Kosten einzusparen. Der Besitzer der Neumühle, Heiko Müller, hatte den Kontakt hergestellt.
Es ist ein unscheinbares kleines Kästchen, das Diplom-Ingenieur Stefan Deegener am Ufer der Steinach bei der Neumühle installiert: 60 Zentimeter lang, 40 Zentimeter breit und 60 Zentimeter hoch. Ausgestattet ist es mit einem Schlauch, der Wasser aus der Steinach ansaugt und in einen Behälter abgiebt. Gereinigt.
Tarek Draouil, der Direktor der DHK-Gruppe (Deutsche Handels-Kompetenz-Gruppe), schenkt sich das Steinachtalwasser, das bereits durch die Wasserwaschmaschine gelaufen ist, in ein typisch sudanesisches Kürbisgefäß - und trinkt genüsslich. Es bestehe keine Gefahr, sagt er. Er vertraut er auf die Technik. Gemeinsam mit Neumühlenbesitzer Heiko Müller will Tarek Draouil die Wasserwaschmaschine in den Sudan bringen. Denn dort machen beide Geschäfte auf dem Müllsektor. Sie möchten die Wasserwaschmaschine dem sudanesischen Botschafter schenken.
Durch ein ausgeklügeltes Nanofiltersystem lässt sich Wasser aller Art zu Trinkwasser machen. In mehr als zehnjähriger Forschungsarbeit wurde das Verfahren entwickelt. Eine erste Anlage ist in Deutschland auch schon in Betrieb: Das gesamte Toilettenwasser des Hamburger Hauptbahnhofs wird durch solch ein Gerät - natürlich einige Nummern größer - gefiltert und wird dann wiederverwendet. Allerdings nur wiederum zur Toilettenspülung. "Wir können die Schadstoffe aus dem Wasser herausfiltern und dann wichtige Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor wieder als Dünger verwenden. Wir könnten das Wasser sogar so weit filtern, dass man es trinken könnte - aber das ist natürlich nicht akzeptiert", sagt Deegener. Deshalb unterscheidet man weiterhin nach Schwarzwasser und Grauwasser. Schwarzwasser lässt sich recyceln, Grauwasser kann wieder Trinkwasser werden.
Doch auch, wenn das Schwarzwasser, wie das Nass aus der Toilette genannt wird, nur erneut zu Spülungen eingesetzt wird - das Gerät spart enorme Wasserkosten.
Noch wichtiger sind solche Geräte in Gebieten, die mit Trinkwasser unterversorgt sind: Gebiete, in denen die Menschen unter bakterienverseuchtem und verunreinigtem Wasser leiden. Für solche Gebiete kann die Waschmaschine ein Segen sein.
"Aber man kann das Gerät auch im Grauwasserbereich einsetzen", erklärt Stefan Deegener. Das bedeutet: Es ist besonders effektiv, wenn es Wasser aus Küche, Dusche, Bad oder Waschmaschinenwasser reinigt.
Das Geheimnis der Maschine steckt in der auffälligen blauen Kugel. Die ist mit feinsten Nanofiltern bestückt. Sogar Bakterien und Viren können diese aus dem Wasser herausbringen. Einfach so, ohne Chemie. "Der Quadratmeter Filter kostet 500 Euro und reicht für 1500 Liter am Tag. Und man kann die Filter reinigen", so der Experte.
Pro Stunde verbraucht die Wasserwaschmaschine übrigens zwischen 200 Watt und einem Kilowatt Strom. Diese Energie könnte man auch mit Solarpanels erzeugen.
Vielfältiges Einsatzgebiet
Doch nicht nur in afrikanischen Ländern und in Ländern mit Wasserunterversorgung könnte das Gerät die Lösung der Trinkwasserprobleme sein, auch in Deutschland sieht Ingenieur Stefan Deegener wachsende Einsatzmöglichkeiten. So könnten die Wasserwaschmaschinen im Klinikbereich eingesetzt werden - und multiresistenten Keimen, die sich im Abwasser befinden den Garaus machen.
Auch in Kläranlagen würden solche Waschanlagen gute Dienste leisten. Denn ganze Fischpopulationen sind schon ausgestorben - wegen der Antibabypillen-Rückstände. Außerdem finden sich im Trinkwasser bis zu 150 Medikamente wieder.
Vertrieben wird die Wasserwaschmaschine übrigens von der Firma IntAqua. Das Unternehmen, das die Wasserwaschmaschine in der Steinach getestet hat, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die allgemeine Verfügbarkeit sowie die Qualität von Wasser in den Böden mittelfristig deutlich zu erhöhen.