Trinkgelage ausgerechnet in Kulmbachs Ruhezone
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Dienstag, 01. Oktober 2013
Ein Ort zum stillen Verweilen sollte es sein - mit überdachtem Sitzplatz, Bänken, einer Schaukel. Burgblick inklusive. Aus der Ruhezone, die die Stadt vor Jahresfrist oberhalb der Basteigasse eingerichtet hat, ist aber mittlerweile offenbar eine Problemzone geworden. Das Ambiente lockt Jugendliche an, die dort ihrer Trinksucht frönen.
Die Lärmbelästigung in den Abend- und Nachtstunden und der Dreck nervt vor allem die Anlieger. Sie wollen das nicht länger hinnehmen.
Die Kulmbacher SPD-Fraktion besah sich gestern mit Bürgern den Ort des Geschehens - und war zunächst bass erstaunt: Die Stadt hatte das Gelände offenbar kurz zuvor gereinigt. "So sieht das hier normalerweise nicht aus", sagte Matthias Kurz mit einem vielsagenden Lächeln. Er wohnt im Kressenstein und bekommt, wie er sagt, "das unsägliche Spektakel" an vielen Abenden in seiner Wohnung live mit.
Demnach treffen immer nach 20 Uhr die ersten "Gäste" ein, die sich in mehrere Gruppen aufteilten. Diese Grüppchen wechselten dann ihren Aufenthaltsort: Mal prostete man sich beim erhöht gelegenen und überdachten Sitzplatz zu; später wanderten die Nachtschwärmer stadteinwärts, turnten auf Mauern rum, kletterten sogar auf Dächer und trieben sonst allerlei Schabernack. Unter anderem zeugen Brandspuren auf Tischen und Bänken von der feurigen Leidenschaft der Ruhezonenstörer.
Andere Anwohner berichteten, dass sich mittlerweile kein Kulmbacher mehr traue, in den oberen Stockwerken des Parkauses Basteigasse sein Auto abzustellen. "Die haben Angst, dass sie mit drei Außenspiegeln wieder rausfahren", sagte ein Mann, der namentlich nicht genannt werden will. Die Polizei unternehme in seinen Augen "wenig bis gar nichts".
Polizei meldet kaum Störungen
Apropos Polizei: Nachdem sich die SPD mit einem Antrag an die Stadtverwaltung gewandt und unter anderem eine nächtliche Platzsperre sowie erhöhte Präsenz der Ordnungshüter angeregt hatte, hatte OB Henry Schramm in einem Schreiben geantwortet. Darin heißt es: Nach Aussage der Polizei seien keine "übermäßigen Störungen oder Auffälligkeiten" bemerkt worden; insofern hält Schramm eine nächtliche Platzsperre "derzeit für nicht zielführend".
Eine Aussage, die gestern Kopfschütteln bei den Anwohnern auslöste. Ingo Lehmann, Vorsitzender SPD-Stadtratsfraktion, notierte sich eifrig die Aussagen der Bürger. Manche sprachen von zum Teil unhaltbaren Zuständen. Die Jugendlichen hätten sie mit übelsten Schimpfwörtern bedacht, seien unbelehrbar und pöbelten herum.
#"Insofern ist es schon zu überlegen, ob für das Areal nicht ein Alkoholverbot ausgesprochen werden sollte, das dann natürlich auch überwacht werden muss", sagte Lehmann. Unabhängig davon, dass - wie es im bereits zitierten Schreiben des Rathauschefs weiter heißt - das Verbot schon in Kraft getreten sei, weil die Fläche in der Sondernutzungssatzung der Stadt enthalten ist. Demnach sei "das Verweilen zum Zwecke des fortlaufenden Alkoholgenusses untersagt und bußgeldbewehrt".
Von einer einfachen Maßnahme erhofft sich Inge Aures schnell Erfolg: "Wenn wir die Bänke und Tische abmontieren, haben die Betroffenen schon mal keine Sitzgelegenheit mehr, was den Aufenthalt um einiges unbequemer machen dürfte." Zudem regte sie an, eine Überwachungskamera an einem Laternenmast zu installieren. "Der Gedanke an einen kontrollierten Platz könnte die Feierlaune verderben." Aures bedauerte, dass darunter auch die Bürger zu leiden hätten, die sich anständig benehmen. "Ein paar Wenige verleiden es der großen Mehrheit, sich hier aufzuhalten."