Trebgaster Kinder stechen in den Badesee
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Sonntag, 25. August 2013
Mit drei Fahrzeugen rückt der THW Ortsverband Kulmbach am Trebgaster Badesee an. Sie haben alles dabei, um siebzehn Kindern im Rahmen der Ferienpass-Aktion des Landkreises einen höchst abwechslungsreichen und unterhaltsamen Tag zu bieten.
Während die zwölf THW-Mitarbeiter bereits mit dem Ausladen des Materials - acht Rundhölzer, sechs Blechfässer, vier Bretter und jede Menge Stricke und Spanngurte - beschäftigt sind, trudeln die 17 Kinder, die sich angemeldet hatten, nach und nach ein. Es entsteht ein richtiges kleines Lager mit einem Pavillon und fünf Sitzgarnituren.
Lukas Theuer, seit neun Jahren beim THW und seit einem Jahr Jugendbetreuer, hat das Kommando. Er erklärt die Vorgehensweise: "Am Anfang brauchen wir eine schwimmende Ebene, damit wir mit dem Floß nicht untergehen, denn Holz allein bringt noch nichts. Obendrauf kommt eine Plattform zum Sitzen."
Bevor es an den Zusammenbau des Floßes geht, ist erst einmal Knotenkunde angesagt. Geübt wird der Mastwurf-Halbschlag, "der wichtigste Knoten beim THW", wie Lukas erklärt. Obwohl THW-Mitglied Julia nicht ganz mit der Arbeit ihrer Gruppe zufrieden ist ("Naa, su hält der net") und den Knoten noch einmal zeigt, lobt Lukas hinterher: "Ich habe den Knoten zweimal vorgemacht. Danach hatten ihn alle gleich drauf."
Dann geht's richtig los. Die Abstände der Knoten müssen stimmen: Die erste Querverbindung der Rundhölzer nach 40 Zentimetern, von außen gemessen, die nächste nach 110 Zentimetern. Der Abstand zwischen den Rundhölzern beträgt 30 Zentimeter. 20 Stricke und einige Spanngurte sind notwendig, um die acht Rundhölzer mit den sechs Blechfässern zu verbinden.
Nach eineinhalb Stunden ist das Gefährt bereit für den Stapellauf. Jetzt ist Muskelkraft gefragt, um das vier mal vier Meter große fertige Floß ins Wasser des Badesees zu bugsieren. Alle müssen mit anpacken, unterstützt von vier THWlern. Die gehen vorneweg, weil sie mit ihren wasserdichten Hosen mit integrierten Stiefeln den Bug ins Wasser ziehen können.
Erst etwas skeptisch
Erst hat man den Eindruck, dass die meisten offenbar doch kein so richtiges Vertrauen in ihr selbstgebautes Floß haben, denn jeder will zuerst in das THW-Schlauchboot. Da wissen die Kinder aber noch nicht, dass durch dessen doppelten Boden Wasser in das Boot dringt und deshalb permanent einer schöpfen muss.
Paul hat als Erster seine Schwimmweste an. Die ist nämlich Vorschrift, auch wenn man schwimmen kann. In diesem Punkt kennt Lukas kein Pardon. Die vier Mädchen, Elena, Katharina, Nadine und Selina, sowie Bastian wagen sich mit Paul auf die erste Fahrt. Als Aufsicht mit im Boot ist Jakob Theuer vom THW, der versucht, der neuen Besatzung klar zu machen, wie man die Paddel zur Fortbewegung einsetzt.
Aber Paul hat nach wenigen Minuten bereits die Faxen dick, springt einfach über Bord und schwimmt lieber zurück. Sein Kommentar, am Ufer angekommen, ist ebenso lapidar wie einleuchtend: "Die sind ja zu doof zum Rudern."
Paul (9 Jahre) aus Untersteinach ist eine Wasserratte. Er ist einer derjenigen, der sich lieber im, als auf dem Wasser bewegt. Im Stadtsteinacher Freibad hat er Schwimmen gelernt. Seit einem Jahr ist er dort bei der Wasserwacht. "Ich schwimme einfach gern", sagt er. Die Knoten haben ihn beim Floßbauen am meisten interessiert. "Die habe ich mir genau gemerkt."
Katharina aus Kulmbach hat das Floßfahren mehr Spaß gemacht als das Floßbauen. "Das war mir zu anstrengend". Beim Knoten hat sie sich jedenfalls gemerkt, dass es davon drei Varianten gibt.
Die vier Mädchen, die als erste im Schlauchboot waren, wagen sich dann auch als erste auf das Floß. Vier Jungs folgen ihnen, allen voran natürlich wieder Paul. Auch hier hapert es zunächst mit dem Rudern, so dass die Strömung mehr oder minder die Richtung bestimmt. Dieses Problem bekommt die Crew aber mit zunehmender Dauer immer mehr in den Griff.
Nicht alle haben Lust auf eine Wasserpartie und beobachten das Geschehen erst einmal vom Bootssteg aus. Eine der Begründungen, die wir zu hören bekommen, war: "Wir wollen ganz einfach keine Schwimmwesten anziehen."
Der Rückbau des Floßes geht schnell. Ruck-zuck sind die Einzelteile auf dem THW-Fahrzeug verladen. Ein ereignisreicher Tag am Badesee geht zu Ende.