Druckartikel: Tochter erhebt schwere Vorwürfe gegen Vater

Tochter erhebt schwere Vorwürfe gegen Vater


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Bayreuth, Dienstag, 18. Juni 2013

Im Missbrauchsprozess vor dem Landgericht in Bayreuth hat das Opfer die Anklage am heutigen zweiten Verhandlungstag in vollem Umfang bestätigt.
Foto: Symbolbild


Demnach sei die heute 29 Jahre alte Frau von ihrem sechsten Lebensjahr an über viele Jahre hinweg vom eigenen Vater sexuell missbraucht worden. In ihrer über vier Stunden andauernden Aussage nannte die Mutter zweier Kinder, die ebenfalls im Kulmbacher Landkreis wohnt, teilweise erschreckende Details, die noch weit über das hinausgehen, was die Staatsanwaltschaft dem Mann in der Anklage vorwirft. Der Angeklagte blieb dagegen bei seiner bisherigen Schilderung und wies die Anschuldigungen als Lüge und bösartige Unterstellungen zurück.

Merklich mitgenommen und in Begleitung eines Beistandes der Opferhilfsorganisation "Weißer Ring" berichtete die Frau von regelmäßigen Übergriffen ihres Vaters zwischen dem sechsten und 14. Lebensjahr. Zu den Vorfällen sei es im Schlafzimmer und im Wohnzimmer des Mannes gekommen, neu war, dass auch sein Auto eine große Rolle spielte.

Er sei mit der Tochter dann immer auf irgendeinen Feldweg gefahren und habe sie dort missbraucht.

Das Mädchen habe sich jedes Mal entkleiden müssen, in der Folge nahm der 50-Jährige sexuelle Manipulationen an dem Kind vor.

"Ich dachte, es sei normal"

"Ich hab es anfangs über mich ergehen lassen, weil ich dachte, es sei normal", sagte die Frau. Widerstand habe sie als Kind nicht geleistet, weil ihr der Vater eingetrichtert habe, dass man das eben so macht, wenn man sich lieb hat. Auch später habe sie trotz teilweise heftiger Schmerzen "abgehalten", nichts gesagt und sei seinen Anweisungen gefolgt. "Ich habe immer gehofft, dass es schnell vorbei geht", sagte die Zeugin und weiter: "Ich wollte, dass es keiner merkt, weil ich mich so unendlich geschämt habe."

Die Tochter war während dieser Zeit etwa alle zwei bis drei Wochen jeweils sonntags, anfangs auch das ganze Wochenende beim Vater, der während dieser Zeit längst von der Mutter geschieden war.

Zu den sexuellen Übergriffen sei es jedes Mal gekommen, sagte die Zeugin. Erst im Alter von 14 Jahren sei ihr die Sache dermaßen über den Kopf gewachsen, dass sie sich fortan weigerte, den Vater zu sehen.

Kein Belastungseifer

Auffällig war, dass die Zeugin trotz der heftigen Vorwürfe ihrem Vater gegenüber keinen Belastungseifer an den Tag legte. Er habe mit ihr auch viel unternommen, etwa den Zoo besucht, man sei ins Kino gegangen, habe zusammen Kinderfilme auf Video gesehen oder habe Ausflüge gemacht. "Sonst war er schon ein guter Vater, aber der Preis dafür war halt ziemlich hoch", sagte die Frau wortwörtlich.

Erst Jahre später, als die Frau selbst verheiratet war und ein Kind bekam, sei es wieder zum Kontakt gekommen. Weil sie sich in einer finanziellen Notlage befand, habe sie das Angebot des Vaters angenommen, wieder bei ihm einzuziehen, was nicht lange gut ging.

Schon bald sei es wieder mit den Übergriffen losgegangen. "Diesmal habe ich es mir aber nicht gefallen lassen." Kurz darauf stand dann der Vorwurf im Raum, dass sich der Angeklagte auch an ihren Sohn, also den Enkel, heranmachte. Entsprechende Ermittlungen wurden zwar eingestellt, doch war es für die Frau der Auslöser, zur Polizei zu gehen und zum ersten Mal umfangreich auszusagen.

Seit der Zeit sei sie immer wieder in psychiatrischer Behandlung gewesen, habe mehrere Suizidversuche und eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Sie berichtete von Schwierigkeiten im Kontakt zu anderen Menschen, aber auch von Problemen in der Partnerschaft. Erst in jüngster Zeit habe sie wieder einigermaßen Fuß gefasst und eine Ausbildung durchlaufen. Zum Vater habe sie seit der Anzeige keinen Kontakt mehr.

Die Verhandlung wird fortgesetzt.